Dienstag, 3. Januar 2012

Seafrance: die SCOP, der Wahlkampf und das gute Geld



Jetzt artet die ganze Seafrance-Affaire auch noch zur Polit-Posse aus. Das Thema ist vorgestern im Elysée zur Sprache gekommen. Nachdem Verkehrsminister Mariani die SCOP wochenlang als nicht tragfähig abgelehnt hatte, verkündet nun die Ministerin für Umweltschutz, Nathalie Kosciusko-Morizet, man könne die SCOP in der Form realisieren, daß die Beschäftigten ihre im Fall der Liquidierung vorgesehene Abfindung als Startkapital in die Gesellschaft einbringen Das soll zusammen mit den von verschiedenen regionalen Körperschaften mehr oder weniger zugesagten Einlagen die erforderlichen 50 Millionen für die Betriebsaufnahme zusammenbringen.

Dazu muß natürlich jeder einzelne Beschäftigte befragt werden, ob er sich an der neuen Gesellschaft beteiligen will oder seine Abfindung lieber ausgezahlt haben möchte. Schon dabei könnte es eng werden. Auch die Zusagen der verschiedenen Städte und Regionen hängen von einer Reihe von Bedingungen ab. Und schließlich ist vorgesehen, daß die SNCF als Eigentümerin die Schiffe behält und für ein Butterbrot an die SCOP vermietet. Ob die bei diesem Kuhhandel mitmacht, steht ebenfalls auf einem anderen Blatt.

Angesichts dieser neuen Entwicklung hat das Handelsgericht in Paris seine ursprünglich für heute vorgesehene Verhandlung zur Zukunft der Seafrance auf den 9. Januar vertagt.

All dies für eine Gesellschaft, die binnen eines Jahres sowieso zum Bankrott verdammt ist, weil das Konzept keinerlei Maßnahmen zur Sanierung der defizitären Reederei enthält. P&O hat bereits eine Klage angekündigt.

Warum man dem schlechten Geld jetzt noch soviel gutes hinterher wirft? In Frankreich wird dieses Jahr der Präsident gewählt und es bestand die Gefahr, daß die Sozialisten das Thema für sich in Beschlag nähmen.

Foto: Seafrance Rodin, Calais, 2. 1. 2012

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