Freitag, 27. Juli 2018

Lütticher Busfahrer streiken gegen Hitze

Die Busfahrer des Depots Robertmont, das für große Teile Lüttichs und der Umgebung zuständig ist, haben heute gestreikt. Das tun sie oft und gern und die Lütticher sind in der Hinsicht Kummer gewöhnt. Wenn ein Fahrer was ausgefressen hat und gekündigt wird, wenn der Fahrplan geändert wird oder auch, wenn es in Brüssel etwas zu demonstrieren gibt, fährt in Lüttich teilweise tagelang kein Bus. 

Diesmal war es wegen der Hitze und der letzen paar älteren Busse ohne klimatisierte Fahrerkabine. Wie ausgesprochen sinnvoll. Die neuen Busse sind längst bestellt und kommen davon keinen einzigen Tag früher. Hauptsache, die Herren Chauffeure haben es wieder einmal allen gezeigt. Halb Lüttich - allen voran die Armen und die Alten -  ist daraufhin in der Affenhitze zu Fuß gegangen. Aber das stört die Fahrer natürlich nicht. Der Fahrgastraum ist sowieso nicht klimatisiert.

Sonntag, 22. Juli 2018

Une vraie histoire belge

Nachträglich zum gestrigen Nationalfeiertag noch eine kleine histoire belge, eine dieser skurrilen Geschichten, wie es sie angeblich nur in Belgien gibt. Hauptdarsteller ist die Rue des Charbonniers in... tja... und da geht es schon los. Denn die eine Straßenseite gehört zu Stambruges und die andere zu Ville-Pommeroeul. Auch das wäre noch nicht berichtenswert, wenn nicht beide Gemeinden auf ihrer Seite jeweils nur die ungeraden Hausnummern vergeben hätten. Es gibt also zwei Nummer 1, zwei Nummer 3 usw.

Was das alles bei der Zustellung von Post, Paketen und Pizza anrichtet, mag sich jeder selbst ausmalen. Der Steuerberater in Nummer 3 auf der einen und die Gynäkologin in Nummer 3 auf der anderen Seite sehen sich jeden Brief genau an, bevor sie ihn öffnen. Bis die Pizza ihren Empfänger auf der richtigen Seite gefunden hat, ist sie oft schon kalt. Und der Pizzabote, der mal eben sein Mobitelefon aus der Tasche zieht, um nachzufragen, hat auch Pech: ab Nummer 5 gibt es kein Netz.

Die Anwohner tragen es mit Fassung und veranstalten sogar jährlich ein Straßenfest, bei dem sie dann gleich wieder Post, Pakete und ein paar kalte Pizzen austauschen. 

Samstag, 21. Juli 2018

Am Wegesrand gepflückt

Musik von Duke Ellington, gespielt von der WDR Bigband, wiedergegeben auf einem gestern in der Südstadt eingesammelten Philips GA2230W von 1964.

Die passende Nadel habe ich auf der Rückfahrt von Lüttich sozusagen am Wegesrand (2ememain.be) gepflückt.

Sowas hat damals laut Prospekt fast 500 Gulden gekostet Entsprechend solide haben sie ihn gebaut, bei der Deutschen Philips in Hamburg. Kombinierter Reibrad- und Riemenantrieb auf einem schweren Druckgusschassis, Magnetsystem mit Diamantnadel. Das war zu der Zeit technisch vom Feinsten. Heute ist der Kleine ein Geheimtipp, der nur selten angeboten wird. Umso größer ist die Freude daran. 

Montag, 9. Juli 2018

In neuen Würden

Wir haben einen neuen Bundesbeauftragten für lupenreine Demokraten. Das Auswärtige Amt hat Gas-Gerd als offiziellen Vertreter der Bundesregierung zur Thronbesteigung von Sultan Recep dem Prächtigen nach Ankara geschickt. 

Sonntag, 8. Juli 2018

Einmal schwarzer Kater

Als hätten sie nicht schon lange genug unter menschlicher Dummheit und Aberglauben gelitten, lesen wir diese Woche im Guardian, dass schwarze Katzen neuerdings auch noch deshalb in den Tierheimen sitzenbleiben, weil sie sich so schlecht fotografieren lassen und auf Selfies und bei Instagramm nichts hermachen. Die Leute haben doch alle einen Knall. 

Zudem gibt es sowieso keine richtig schwarzen Katzen. Denn genauso wie Katzen aller Farben nachts sprichwörtlich grau sind, sind alle schwarzen Katzen in der Sonne mehr oder weniger rot. Dabei ist unser Zenobius, der sich hier so wohlig räkelt, noch etwas ganz besonderes, denn der hat türkisblaue Augen. 

Foto: Pentax K-3, 18-135 mm - 8.6.2018

Samstag, 7. Juli 2018

Wieviele Belgier gibt es eigentlich?


Auf diese Frage gibt es eine ganze Reihe von Antworten. Das Spektrum reicht vom berühmten "Sire, il n'y a pas de Belges!" aus dem Brandbrief des Arbeiterführers Jules Destrée an König Albert I., in dem er schon vor über 100 Jahren erklärte, es gäbe keine Belgier, sondern nur Flamen und Wallonen, bis zu den offiziellen Zahlen des Statistikamts mit rund 6 Mio. Flamen, 4 Mio. Wallonen und knapp 70.000 Germanophonen, wobei letztere sich bekanntlich vehement verbeten haben, den Wallonen zugeschlagen zu werden, auch wenn sie auf dem Gebiet der Région Wallonne wohnen.

Ein alter Witz besagt, es gäbe genau 12 Belgier: den König und die Fußball-Nationalmannschaft. 

Seit zwei Wochen  sind sie erst einmal alle Belgier - Flamen, Wallonen und die Herrschaften aus dem Dachgeschoss. Jedenfalls solange die Siegesserie der Nationalmannschaft, der Diables Rouges, bei der Weltmeisterschaft andauert. Immerhin haben sie es dieses Jahr schon bis ins Halbfinale geschafft. Vielleicht haben ja auch die vielen Linienbusse geholfen, die mit "Allez les Diables" in der Zielanzeige herumfahren. 

Ganz Belgien ist ein Meer von schwarz-gelb-roten Fahnen. Sie hängen an den Häusern, flattern auf den Autos und schmücken die Schaufenster. Nur Bart de Wever, Vorsitzender der flämischen Abschiebe- und Separatistenpartei NVA, hat trotzig die gelbe Fahne mit dem flämischen Löwen aus dem Fenster gehängt. 

Foto: Bahnhof Verviers Central, 6. Juli 2018, kurz vor dem Spiel gegen Brasilien