Donnerstag, 24. Januar 2013

Arcelor Lüttich: der nächste Hammer

Für heute morgen um 10 Uhr war bei Arcelor-Mittal in Flémalle überraschend eine außerordentliche Betriebsversammlung zur Zukunft der Kaltphase angekündigt worden.

Die Gewerkschaften fürchteten schon schlimmes, aber was jetzt kommt, dürfte auch ihre Erwartungen übersteigen.

Es werden insgesamt 7 von 12 Anlagen in der Kaltphase geschlossen, sowie weitere Anlagen aus dem Umfeld der Flüssigphase. Betroffen ist als prominentester Anlagenteil die Kokerei in Seraing, dazu die beiden Kraftwerke in Ougrée und Seraing, die Warmbandanlage in Chertal (ja, genau die, die letzte Woche eingemottet worden war), eine der beiden Kaltwalzanlagen in Tilleur (Ferblatil), die Galvanisierungsanlagen 4 und 5 in Flémalle sowie drei Beschichtungsanlagen in Marchin. Alles in allem 1300 Mitarbeiter, zusätzlich zu den rund 800 aus der Stilllegung der Flüssigphase.   

Damit bleiben in der Stahlindustrie des Lütticher Beckens noch gerade einmal 800 Arbeitsplätze übrig. 

Der wallonische Wirtschaftsminister Marcourt hat für 14 Uhr eine Pressekonferenz angekündigt, um zur Schließung Stellung zu nehmen. Vielleicht will er ja die Ernennung von Seraing zum Luftkurort bekanntgeben.

Das Foto zeigt im Vordergrund das Kaltwalzwerk (ex Ferblatil) in Tilleur und im Hintergrund die Kokerei Seraing. Die Aufnahme stammt aus 2006.

Sind uns die Belgier voraus?

Aber hallo!

Die Regierung in der Wallonie empfiehlt, das Auto wegen der austauscharmen Wetterlage stehen zu lassen. Und damit die Leute das auch tun, darf heute der gesamte Nahverkehr des TEC kostenlos benutzt werden.

Und noch was aus Flandern: Dort ist 2012 fast jedes zweite Kind von einem Schwulen- oder Lesbenpaar adoptiert worden, und das Abendland ist immer noch nicht untergegangen.

Mittwoch, 23. Januar 2013

#mot-dièse

Aus dem französischen Staatsanzeiger von heute:

Bekanntmachungen und Mitteilungen

Verschiedene Bekanntmachungen

Allgemeine Kommission für Terminologie und neue Begriffe

Vokabular der Telekommunikation und EDV

mot-dièse, n.m.
Bereich: Telekommunikation-EDV/Internet

Begriffsbestimung: Signifikante Zeichenfolge ohne Leerzeichen, die mit dem Zeichen # (dièse) beginnt, das ein interessantes Thema anzeigt und vom Verfasser in die Nachricht eingefügt wird, um deren Erkennung zu erleichtern.

Hinweis:
1. Durch Anklicken eines mot-dièse erhält der Leser Zugang zu allen Nachrichten, in denen es enthalten ist.
2. Die Verwendung des mot-dièse ist besonders verbreitet in den sozialen Netzwerken, die mit Kurznachrichten arbeiten.
3. Plural: mots-dièse
Ausländische Entsprechung: hashtag

In Frankreich wird bereits darüber gespottet. Dort wird es sich wahrscheinlich ebensowenig durchsetzen wie courriel (COURRIer ELectronique) für E-Mail. Letzteres ist hingegen in Belgien und bei den Franko-Kanadiern mittlerweile allgemein gebräuchlich. Wobei die Kanadier einige sehr nette Begriffe hervorgebracht haben, z.B. pourriel (aus courriel, also E-Mail, und pourri für 'verdorben, vergammelt') für Spam oder auch clavarder (aus clavier, Tastatur, und bavarder, schwatzen) für Chatten. 

Dienstag, 22. Januar 2013

Dos de cabillaud au Maroilles

Für zwei Personen:

- 2 Kabeljau-Rücken
- 1 große Zwiebel
- 2 Knoblauchzehen
- 1 Becher süße Sahne
- ein Schuss Weißwein
- zwei dünne Scheiben Maroilles
- Salz, Pfeffer, Muskat

Die gehackte Zwiebel und die Knoblauchzehen in Butterschmalz auslassen. Nicht braun werden lassen! Sahne und Wein hinzugeben. Mit Salz, Pfeffer und Muskat abschmecken.

Die beiden Kabeljau-Rücken in eine Form geben, die Sahnesoße darüber gießen und im Backofen ca. 30 Minuten bei 180 Grad garen. Etwa 5 Minuten vor Ende der Garzeit die Maroilles-Scheiben auf den Fisch legen.

Dazu Salzkartoffeln und Endivien- oder Chicoréesalat. Bon appétit.

Schneeballverbot in Flandern

Die Bürgermeister der westflämischen Gemeinden Wingene und Lichtervelde haben das Werfen von Schneebällen per Polizeiverordnung verboten. Ein Schneeball sei genauso zu bewerten wie ein Stein. Bei Zuwiderhandlungen droht ein Bußgeld von 100 Euro.

Dazu muss man wissen, dass belgische Bürgermeister per Polizeiverordnung Machtbefugnisse haben, von denen ihre deutschen Kollegen nur träumen können. So hat der Bürgermeister von Verviers im vergangenen Jahr Teile des dortigen Gefängnisses als baufällig räumen lassen. Für das Gefängnis ist zwar die föderale Ebene zuständig, aber die Bauaufsicht ist Gemeindesache.

Die örtliche Polizei hat zur Durchsetzung des Schneeballverbots bereits angekündigt, sie habe Besseres zu tun, und werde nur dann einschreiten, wenn sie gerufen werde oder jemand zu Schaden käme.

Samstag, 19. Januar 2013

Ostend Spirit

Die Ostend Spirit hat den Hafen Antwerpen verlassen und fährt gerade die Scheldemündung abwärts in Richtung Nordsee.

Dabei dürfte sie mittlerweile so aussehen, wie auf dem Photoshop-Mockup von George Holland bei Ferry Fantastic.

Gestern hatte ich übrigens die unverhoffte Ehre, dass man mir beim Nord Littoral, der Lokalzeitung in Calais, einen eigenen Artikel zum Thema geschrieben hat. Und das kam wohl so: letzte Woche gab es eine Meldung, die Pride of Calais sei an TransEuropa Ferries verkauft worden und das weitere Schicksal der Pride of Dover sei ungewiss.

Ich hatte ihnen daraufhin  eine kurze Mail geschickt und darauf hingewiesen, dass es sich nach allen verfügbaren Quellen nicht um einen Verkauf, sondern nur um einen Bareboat-Charter für drei Jahre handelt, und dass die Dover längst in Algaida zum Verschrotten liegt.

In der Ausgabe von gestern fand ich nun zu meinem Erstaunen einen kurzen Artikel, in dem sie Teile meiner Mail wörtlich zitierten und außerdem bei P&O nachgefragt hatten. Nach Angaben der P&O-Pressesprecherin Karine Warnault sei die Calais sehr wohl an TransEuropa Ferries verkauft worden. Auf weitere Nachfrage räumte sie dann doch ein, es handele sich zwar um einen Bareboat-Charter, das sei aber trotzdem ein Verkauf, wenn auch mit ganz speziellen Bedingungen. Alles klar? Nein...? Auch egal...;-)

Hauptsache, die Calais bleibt uns noch eine Weile erhalten, auch wenn aus den Plänen, ihr die Dover als Ramsgate Spirit zur Seite zu stellen, leider nichts geworden ist.

Bild: ©2013 George Holland, Ferry Fantastic

Nachtrag, 12.17 Uhr: Schon toll, was das Internet alles möglich macht. Gerade ist sie vor Terneuzen vorbeigefahren, schon hat jemand bei Marinetrafffic ein Bild von dort eingestellt.  Die halbe Seitenbeschriftung und das TE auf dem Kamin fehlen noch. Offenbar hat TEF es mächtig eilig. Dazu passt auch die Geschwindigkeit, denn sie kesselt mit rekordverdächtigen 20,5 Knoten durch die Scheldemündung. 

...und angekommen:


   Feine Sache, so ein Internet.

Freitag, 18. Januar 2013

500.000 £ und ein Kühlschrank

Gerade in der Mail gefunden:

GLOBAL SUZUKI
12-26 Lexington Street,
London W1F 0LE,

United
Kingdom

Um wen es angeht

Dies ist die offizielle Information, dass Ihre E-Mail-Adresse hat Sie gewann £ 500.000 und eine GWL227HBQA LG Kühlschrank/Tiefkühltruhe in Global Suzuki 104. Jahrestag Award in England statt. Sie sind verpflichtet, uns Ihre Informationen, Namen, Adresse und Telefonnummer an unsere Director Mr.Timothy Drake Email: tdrake@sucmail.com, damit wir die notwendigen Formalitäten tun können, und liefern Sie Ihren Preis für Sie

Danke

Sincerely,
Mrs J Russell


Kann man eigentlich Leute wegen Beleidigung der Intelligenz verklagen?

Mittwoch, 16. Januar 2013

Das ist gemein!

Während des Weihnachtsurlaubs in Dünkirchen zwei Wochen Pisswetter bei +10 Grad. Jetzt liegen in Ostende 10 cm Schnee und der ganze Nord-Pas-de-Calais ist ein einziges Wintermärchen. In Boulogne-sur-Mer hat es gerade wieder geschneit.

Dienstag, 15. Januar 2013

Frankreich: das Florange-Gesetz kommt

Die französische Regierung arbeitet an einem Gesetz, das Unternehmen künftig zwingen soll, zur Schließung vorgesehene Werke zum Verkauf anzubieten, wenn sie noch rentabel sind. Dieses Gesetz wird unterdessen in den Medien und der Öffentlichkeit, nicht ganz zufällig, als Florange-Gesetz (frz. loi Florange) bezeichnet.

Es handelt sich dabei - wie bei der Ehe für Alle - um eines der Wahlversprechen von François Hollande.

Libération hat einen Artikel dazu. 

Montag, 14. Januar 2013

Arcelor Chertal: Walzwerk eingemottet

Die schlechten Nachrichten aus der Lütticher Stahlindustrie reißen nicht ab. Am Freitag sind in Chertal die Arbeiten zum Einmotten des Warmwalzwerks abgeschlossen worden. Laut Arcelor ist de Abschaltung 'vorübergehend' - ein Termin für eine Wiederinbetriebnahme wird aber nicht genannt. In Chertal ist nun nichts mehr in Betrieb. Eine endgültige Stilllegung des gesamten Standorts ist damit mehr als wahrscheinlich.

Künftig wird die Lütticher Kaltphase aus Dünkirchen direkt mit Coils versorgt.

Das Foto zeigt die Anlage im Jahr 2006, damals noch mit dem Logo von Cockerill-Sambre. Die Schlote rechts im Bild gehören zu den Stoßöfen, mit denen die Brammen auf die zum Walzen erforderliche Temperatur von ca. 800 Grad gebracht wurden.

Freitag, 11. Januar 2013

Neues von der Ile Monsin

Zwei Neuigkeiten aus der Lütticher Stahlindustrie - wie üblich nichts gutes: 

Arcelor hat heute die Schließung der Tochtergesellschaft Oxybel angekündigt. Das Unternehmen war spezialisiert auf das Zuschneiden von Blechen. Der Personalbestand war bereits letztes Jahr auf rund 35 Mitarbeiter reduziert worden. Die dürfen jetzt auch gehen. Umsetzungen innerhalb des Lütticher Beckens sind nicht vorgesehen. Wohin auch?

Bei der Gelegenheit ist mir heute aufgefallen, dass die Schilder von BricoAciers am Wegweiser und an der Halle ebenfalls verschwunden sind.

Donnerstag, 10. Januar 2013

Wo rohe Kräfte...

"Schwingspulen riechen erfahrungsgemäß anders.

Aus einem Beitrag im Hifi-Forum

Mittwoch, 9. Januar 2013

Dünkirchen: HO2 geht wieder in Betrieb

Der Hochofen 2 bei Arcelor in Dünkirchen war im vergangenen August nach einer Neuzustellung wegen zu schlechter Auftragslage nicht wieder in Betrieb gegangen. Nun soll er zum 20. Januar die Produktion wieder aufnehmen.

Das Foto zeigt den Ofen im Jahr 2006.

Samstag, 5. Januar 2013

Gotcha!

Heute nachmittag, im letzten Licht, im Trockendock in Antwerpen.

...und von den 3 % leben die

Eine Portion Moules Frites, also Muscheln mit Fritten, kostet in Frankreich und Belgien im Restaurant gewöhnlich 18 Euro. Wenn es sie bei Flunch gibt, kosten sie, wie letztens gezeigt, 7,95 Euro und das sogar à volonté, bis zum Abwinken.

Im Supermarkt in Grand Fort Philippe lag das Kilo bester französischer Muscheln heute bei 2,90 Euro.

Freitag, 4. Januar 2013

Cap Nord

Die Cap Nord, einer der großen Trawler aus Boulogne-sur-Mer, erhält im letzten noch aktiven der alten Trockendocks vom Ende des 19. Jahrhunderts in Dünkirchen einen neuen Anstrich.

Rechts im HIntergrund die Seven Sisters und - ebenfalls im Trockendock - die Spirit of France.

Freihandaufnahme - na gut: am Zaun abgestützt - mit K-5 und SMC-M 4.5/20 mm. ISO 1600, f8 0,3 s.

Dunkerque, 4.1.2013