Mittwoch, 30. Juni 2010

Seafrance: Vergleichsverfahren eröffnet

Das Handelsgericht in Paris hat heute der Eröffnung des Vergleichsverfahrens über die Reederei Seafrance zugestimmt, nachdem das Gericht den vorgelegten Sanierungsplan als tragfähig erachtet hatte.

Dieser Sanierungsplan sieht unter anderem 725 Entlassungen vor. Damit hat die Gewerkschaft CFDT ja richtig was erreicht - nämlich, das noch 100 Leute mehr entlassen werden, als im ersten Szenario vorgesehen und fast 300 mehr, als zwischenzeitlich mit den Gewerkschaften ausgehandelt worden waren. Ja bravo!

Paukenschlag in Dünkirchen

Das Berufungsgericht in Douai hat heute morgen der Klage der Belegschaft der Raffinierie des Flandres in Dünkirchen wegen Behinderung der Arbeit des Betriebsrats stattgegeben und die Wiederinbetriebnahme der Raffinerie angeordnet.

Die Anlage mit ihren 380 Beschäftigten war bereits im September letzten Jahres abgeschaltet worden. Am 8. März hatte Total die endgültige Schießung bekanntgegeben.

Total hat nun fünfzehn Tage Zeit, die Raffinerie wieder in Betrieb zu nehmen. Falls dies nicht erfolgt, muß der Konzern ab dem 16. Tag ein Zwangsgeld von 100.000 Euro pro Tag zahlen.

Man darf gespannt sein, wie das weitergeht.

Montag, 28. Juni 2010

Alle Unfälle während der Entbindung

Aus einem Angebotstext beim unbeliebten Auktionshaus:

Wir akzeptieren die Geld-zurück-Verkäufers Irrtum Fall (alle Unfälle während der Entbindung außerhalb unserer Kontrolle oder steuerliche Problem sind nicht unsere Verantwortung).

Ich glaube, ich werde mein zweites Netzteil zum Macbook doch lieber woanders bestellen. Nicht, daß mir bei der Entbindung noch ein Unfall passiert...

Donnerstag, 24. Juni 2010

Das Ende einer Ära

25 Jahre Motorola-Prozessoren in diesem Haushalt...

Rechner: Sinclair QL, Commodore Amiga 500, 1200, 2000, 3000, 3000T/060, Mac G3, G4, G5

Prozessoren: 68008, 68000, 68020, 68030, 68040, 68060, PPC 750, PPC 7400, PPC 970

Gerade eben habe ich meinen Mac G5 Dual endgültig ausgeschaltet.

Bleibt nur ein Problem: der neue Mac Mini zieht nicht genug Strom, um die Master-Steckerleiste auszulösen, mit der bisher Monitor, Scanner und Drucker vom Rechner abhängig ein- und ausgeschaltet wurden. :-)

Montag, 21. Juni 2010

Europa in Hochform

Wieder einmal ein ganz tolles Beispiel dafür, wie prima es mit dem Zahlungsverkehr in der EU funktioniert:

Die französische Zeitschrift Réponses Photo gibt zweimal jährlich ein Sonderheft zu wechselnden Themen heraus. Diese Sonderhefte sind ganz ausgezeichnet gemacht und ragen weit über das heraus, was man normalerweise von der Foto-Hobby-Presse geboten bekommt. Zum 25. Mai ist das neuste mit dem Thema Schwarzweiß-Fotografie herausgekommen.

Am letzten Wochenende, also gute drei Wochen später, war es in Belgien immer noch nicht zu kaufen. Dafür das nächste reguläre Heft mit einer doppelseitigen Anzeige, wie toll das neue Sonderheft doch sei. Falls Sie Schwierigkeiten haben, das Sonderheft im Handel zu finden, rufen Sie einfach Françoise in Paris unter 01 41... an.

Françoise weiß zu berichten, daß es mit dem Vertrieb ein Problem gibt. Das Sonderheft gäbe es in Belgien voraussichtlich im... September. Natürlich könne ich es bei ihr bestellen, aber das sei wohl schwierig, weil wir im Ausland ja keine Schecks mehr hätten.

Zum Verständnis: im Mutterland der Carte Bancaire und der gechipten Kreditkarte mit PIN wird heute noch jeder Kinkerlitz im Laden oder Restaurant mit einem Scheck bezahlt. Die gibts bei der Bank im praktischen Block zu 50 Stück mit eingedrucktem Namen des Kontoinhabers und jede Kasse im Supermarkt ist so konstruiert, daß sie das Scheckformular des Kunden einziehen und in den entsprechenden Feldern mit dem Betrag in Ziffern und Worten, Verwendungszweck, Empfänger, Datum und Ausstellungsort bedrucken kann, damit der Kunde nur noch zu unterschreiben braucht, was dem ganzen Verfahren wenigstens etwas von seiner altertümlichen Umständlichkeit nimmt.

Nein, Kreditkarten nähmen sie nicht an, erklärt Françoise. Ich könne wohl notfalls überweisen. Die Kontonumnmer habe sie aber nicht zur Hand, sie gäbe mich nun an die Zentrale zurück, und ich möge die Buchhaltung verlangen... Klick, tüüüt... "Die Buchhaltung bitte" ... "Kunden oder Lieferanten?" ... "Kunden" ... Klick... tüüt... tüüüt.. "Ihr Anruf wird weitergeleitet. Bitte gedulden Sie sich." ... klick ... klick ... tüüüt ... "Hier spricht der Anrufbeantworter. Der Mitarbeiter, den Sie erreichen wollen, ist zur Zeit nicht an seinem Platz. Bitte hinterlassen Sie eine Nachricht..."

Grrrr...!!!

Sonntag, 20. Juni 2010

Amen

Er wolle mit mir reden, hat der Typ an der Türsprechanlage gerade gemeint. Wo ich doch einen Namen habe und er auch - ob Gott denn auch einen hätte...

Sowas am Sonntagnachmittag eines halb verregneten und zur anderen Hälfte durchgearbeiteten Wochenendes, mitten in einem rosa Wölkchen von Werbetext, das sich jedem Versuch einer Übersetzung mit entwaffnender Inhaltslosigkeit widersetzt.

Er wird sein Problem allein lösen müssen, hab ich ihm gesagt.

Und ich meines wohl auch.

Samstag, 19. Juni 2010

Gut ausgenutzt



Das ist ein Railpass der belgischen Staatsbahn SNCB: zehn einfache Fahrten zwischen zwei beliebigen belgischen Bahnhöfen für 7,40 Euro pro Fahrt. Gilt ab dem Tag der Ausgabe für ein Jahr.

Man trägt einfach vor Antritt der Fahrt den Wochentag und das Datum sowie den Ausgangs- und Zielbahnhof ein. Das wars.

Daran könnte sich die Deutsche Bahn mal ein Beispiel nehmen.

Neues aus Dünkirchen: Also doch



Offensichtlich war die Meldung von l'Usine Nouvelle über eine Drosselung der Produktion bei Arcelor doch keine Ente.


Mittlerweile geht es nur noch um das Wie. In Dünkirchen werden entweder alle drei Öfen weniger produzieren oder der HO2 wird für 15 Wochen außer Betrieb genommen, wobei gleichzeitig eine Neuzustellung dieses Ofens erfolgen soll. Auftragsvolumen: 8 Mio. Euro. Die Entscheidung fällt Anfang Juli.

Neben der Überholung des HO2 soll eine der Stranggußanlagen mit einem Aufwand von 13 Mio. Euro renoviert werden. Auch die Einstellung weiterer 115 Mitarbeiter erfolgt wie vorgesehen.

Total hat diese Woche offiziell bekanntgegeben, daß die Stillegung der Raffinerie des Flandres endgültig ist.

Dienstag, 15. Juni 2010

RTBF: Les gueules noires

La Quatrième Dimension ist eine Sendung, die jeden Sonntagmittag bei RTBF La Première läuft. Für jeden, der Französisch versteht und noch einen Sinn für gut gemachten Hörfunk hat, ist diese Sendereihe ein Genuß. Akustische Spaziergänge, Begegnungen und Geschichten aus Belgien, aufbereitet von Stéphane Dupont.

Immer wieder herrlich sind seine gelegentlichen Geschichten aus der Bar de l'Estacade, einem imaginären Lokal an einem imaginären Platz, gegenüber dem ebenso imaginären Kino Le Rialto und der seit Jahren stillgelegten Fabrik, mit all seinen imaginären Gästen - das alles zusammengesetzt aus Musik, Tönen, Geräuschen und Filmtonschnipseln. Einfach herrlich.

In der Folge vom 23. Mai - ich hab es selbst eben erst bemerkt - ging es um die Bergleute, die man ihrer schwarzen Gesichter wegen im Französischen les gueules noires nennt. In der ersten halben Stunde gibt es Musik mit mehr oder weniger Themenbezug, in der darauf folgenden vollen Stunde das eigentliche Thema, aufgenommen mit den Erzählungen ehemaliger Bergleute im Museumsbergwerk von Blégny-Trembleur.

Zum Glück kann man frühere Folgen der Sendung als Podcast hören. Einfach hier klicken und auf geht's - zu den gueules noires.

Montag, 14. Juni 2010

Tube war schneller

Genau das hier hatte ich mir gestern auf dem Rückweg aus Lüttich im Auto auch überlegt. 'Überlegt' ist schon fast zuviel gesagt, denn es liegt auf der Hand.

Wenn ich, in Köln angekommen, nicht fast eine Stunde gebraucht hätte, um einen - piiieeep - Parkplatz zu finden, dann hätte ich es glatt aus Jux noch ausprobiert. Ich habs dann gelassen, weil mir sowieso klar war, daß das funktioniert.


Und darauf wollen Millionen Euro an Toningenieur-Gehaltsäquivalenten in den verschiedenen Funkhäusern nicht längst selbst gekommen sein?

Sonntag, 13. Juni 2010

Vuvuzela...? Kinderkram!

Heute habe ich in Lüttich eine DC10 der Ethiopean Air beim Start aufgenommen. Das ist Musik!

Donnerstag, 10. Juni 2010

Usine Nouvelle: Arcelor nimmt im Sommer drei Hochöfen außer Betrieb

Der französische Branchendienst Usine Nouvelle meldet in seiner gedruckten Ausgabe vom 10. 6., daß ArcelorMittal plant, im dritten Quartal in Europa drei Hochöfen außer Betrieb zu nehmen. In einer ähnlichen Meldung auf seiner Website bezieht sich der Dienst auf ein Interview, das ein Sprecher von ArcelorMittal dem amerikanischen Branchendienst Metal Bulletin gegeben haben soll.

Dort sei erklärt worden, im Sommer ginge der Absatz generell zurück und man wolle die für die zweite Jahreshälfte geplante Preiserhöhung nicht durch den Aufbau unnötiger Lagerbestände gefährden.

Welche Anlagen konkret betroffen sein sollen, wurde nicht gesagt. Es gibt auch niemand sonst, der die Meldung übernommen hätte. Zum besagten Interview ist auf der Website des Metal Bulletin leider nichts zu finden.

Das ganze ist also entweder eine Ente, geschickt lancierte PR oder die erste Konsequenz aus der jüngst gewonnenen Erkenntnis, daß man heutige Hochöfen sehr viel schneller aus- und wieder anblasen kann, als man lange angenommen hatte.

Mittwoch, 9. Juni 2010

Neue Aufgabe für die GEZ?

Sehr geehrter Herr/Frau ...

am 24. 7. d.J. hat unser Kontrolleur, Herr Mayer, Sie im Wartezimmer von Dr. Schulz, Kirchstraße 27, gegen 16 Uhr äußern hören, Sie "hätten es mit dem Kreuz".

Nach sorgfältiger Durchsicht unserer Unterlagen müssen wir feststellen, daß sie bislang bei uns als Gebührenzahler nicht verzeichnet sind. Wir fordern Sie daher auf, die nachstehenden Fragen wahrheitsgemäß zu beantworten.

( ) Befindet sich in ihrem Haushalt ein Kruzifix?

( ) Haben sie in ihren Wohn- oder Arbeits-
    räumen ein Marienbild?
  ( ) In Farbe
  ( ) Schwarzweiß?


( ) Haben sie in ihrem KFZ einen Christophorus?
  ( ) Wird dieser privat oder gewerblich genutzt?


( ) Besitzen sie ein tragbares Anrufungsgerät         (sog. Rosenkranz)?

( ) Verfügen sie über ein neuartiges Verehrungsgerät     (z.B. Bildschirmschoner mit religiösem Motiv)?

Zutreffendes bitte ankreuzen.

Erst anmelden - dann beten!

Bedenken Sie, daß Ihnen für den Fall, daß Sie nicht angemeldete Verehrungsgeräte in betriebsfähigem Zustand vorhalten, neben Hölle und ewiger Verdammnis auch Gebühren-Nachzahlungen in erheblicher Höhe auferlegt werden können.

IHRE GLAUBENSGEBÜHREN-EINZUGS-ZENTRALE

Wehe dem, der gerade an der Tür versucht, den Kontrolleur abzuwimmeln, während der Papagei in der Küche plötzlich anfängt, "Lobet den Herren!" zu pfeifen.

Sonntag, 6. Juni 2010

Aus der Reihe: die historische Parole

Gestern in Antwerpen im Hafen gesehen:



"Steun de Britse mijnwerkers" lautet der Schriftzug - "Unterstützt die britischen Bergarbeiter". Damit dürfte er rund 25 Jahre alt sein.

Für die Jüngeren unter uns: 1984-85 gab es in England einen langen Bergarbeiterstreik, bei dem die damalige Premierministerin Margaret Thatcher nicht nur die englische Bergbauindustrie nahezu völlig ausgelöscht sondern gleichzeitig auch die bis dahin sehr mächtige britische Gewerkschaftsbewegung in einer Weise niedergerungen hat, daß sie sich davon bis heute nicht mehr erholt hat.

Unterzeichnet ist diese Parole mit PVDA, Partij van de Arbeid, der letzten kommunistischen Gruppierung in der belgischen Parteienlandschaft und der einzigen Partei Belgiens, die in beiden Landesteilen, Flandern und Wallonien, mit einer gemeinsamen Organisation auftritt.

Der landesweite Stimmenanteil der PVDA (in Wallonien PTB - Parti du Travail Belge) lag bei den letzten Parlamentswahlen unter einem Prozent. Sie ist hingegen in einigen Orten mit hohem Arbeiteranteil in den Gemeinderäten vertreten, so in Zelzate, Hoboken, La Louvière, Herstal und Seraing.

Einer der führenden Köpfe der PTB im Bezirk Lüttich ist übrigens Professor Robert Halleux, Leiter des Zentrums für die Geschichte von Wissenschaft und Technik an der dortigen Universität, hierzublog bekannt als Verfasser des Buchs über die Geschichte von Cockerill.

Hier noch ein Link zu den Fotos des englischen Fotografen Martin Shakeshaft aus der Zeit des Streiks.

Donnerstag, 3. Juni 2010

TwistedWave


Wer noch einen Audio-Editor für OSX sucht, der sollte sich unbedingt TwistedWave ansehen.

Dieses geniale Programm will kein Ersatz für eine große DAW-Software sein, ist aber dafür unschlagbar, wenn es darum geht, schnell und unkompliziert Audiodaten zu editieren und dürfte bei einem Preis von knapp 80 Dollar zu den günstigsten Lösungen gehören, die uneingeschränkt mehrkanal- bzw. surroundfähig sind.

In jüngster Zeit hat Thomas Thiriez vor allem die Stapelverarbeitung erheblich ausgebaut. Damit habe ich in den letzten 24 Stunden automatisiert ein komplettes Tonarchiv meiner Eigenaufnahmen mit weit über 1000 Dateien von WAV nach MP3 gewandelt - selbstverständlich unter Erhaltung der Verzeichnisstruktur.

Übrig waren zum Schluß nur noch die Dateien mit mehr als zwei Kanälen. Und auch die sind eben förmlich im Handumdrehen erst einmal alle auf sechs Kanäle umgerechnet - die DMS-Dateien gleichzeitig
noch mit DMS2Five nach 5.0 konvertiert - worden, um sie anschließend mit dem Fraunhofer-Encoder nach MP3-Surround zu wandeln.

Jetzt habe ich mein gesamtes Archiv auch unterwegs auf dem Macbook immer dabei.

Eine komplette Beschreibung dessen, was TwistedWave sonst noch alles kann, gibt es auf der Website des Entwicklers. Dort gibt es auch ein Forum, in dem Thomas jederzeit gern weiterhilft.

Für die Frankophonen gibt es bei Sounddesigners.org ein eigenes TwistedWave-Forum, in dem nicht nur Thomas selbst sondern auch Spezialisten wie der Surround-Guru Daniel Courville aus Kanada zu den Stammgästen gehören.

Mittwoch, 2. Juni 2010

Vanfleteren in Maastricht

Euregio aufgepaßt: Noch bis 27. Juni gibt es im Centre Céramique in Maastricht eine Ausstellung von Portraits des belgischen Fotografen Stephan Vanfleteren. Wenn die auch nur halb so gut ist wie seine Werkschau letzten Sommer in Brüssel im Botanique, dann muß man da unbedingt hin.