Dienstag, 24. Februar 2009

Lieblingsplätze: Digue du Braek


Zusehen, wie drüben Schlacke gekippt und Koks gelöscht wird, Fotos und Tonaufnahmen machen, den Seewetterbericht bei BBC Radio 4 auf Langwelle hören, Seeluft schnuppern, einfach nur abhängen...



Einer dieser Orte, an denen ich tagelang sein könnte, ohne mich eine Sekunde zu langweilen.

Digue du Braek, gegenüber vom Arcelor-Hüttenwerk, Dünkirchen (Pentax K10D, SMC-A 2.8/24 mm)

Samstag, 21. Februar 2009

Buchtip: Le Patrimoine Industriel de la Région Verviétoise



Catherine BAUWENS
Le Patrimoine Industriel de la Région Verviétoise

Herausgeber: Ministère de la Région Wallonne, Namur, und Fondation Ad. Hardy, Dison
1994
ISSN: 0777-4734

Auf den ersten Blick eher unscheinbar, enthält dieses fast 200 Seiten dicke Paperback einen allgemeinen Exkurs zur Entwicklung der Industriebauten und anschließend nähere Beschreibungen von über 30 kulturgeschichtlich interessanten Objekten aus der Gegend von Verviers. Einige davon sind unterdessen leider verschwunden, andere wurden zu Wohnungen umgebaut. Dazu gibt es jeweils einen kurzen Abriß zur Geschichte der Unternehmen, die in diesen Objekten tätig waren.

Eine nette Anekdote: die frühen Fabrikbauten waren ganz normale mehrstöckige Häuser mit Fenstern in der Fassade und an der Rückseite. Bei schönem Wetter standen die Fenster offen, die Leute auf der Straße bekamen ebenso mit, was in der Fabrik vor sich ging, wie umgekehrt, und es wurde so manches Schwätzchen von drinnen nach draußen gehalten. Als zum Ende des 19. Jahrhunderts die ersten rundum geschlossenen Sheddach-Hallen aufkamen, hatten diese neuen Zweckbauten schon bald ihren Namen weg: die Arbeiter nannten sie im Wallonischen "rëquèms", nach einer Besserungsanstalt für Bettler im limburgischen Reckheim, die auch keine Fenster nach außen hatte, damit die Insassen nicht weglaufen konnten.

Mittwoch, 18. Februar 2009

Seefranz hat Schlagseite


Lange hat die Unternehmensleitung geschwiegen, jetzt ist es heraus. Die französische Reederei Seafrance mit ihren Fährschiffen auf der Kanalroute Dover-Calais entläßt 650 ihrer 1600 Mitarbeiter.

Die Schwierigkeiten der Seafrance, einer 100%igen Tochter der SNCF, bestehen schon seit Jahren, sind also keine Folge der aktuellen Krise. Offenbar wird es nun aber brenzlig.

Auch die Flotte wird erheblich reduziert. Vier der zur Zeit noch sieben Schiffe sollen abgegeben werden. Die
Seafrance Manet wartet in Dünkirchen schon länger auf einen Käufer, und die Seafrance Renoir ist in den vergangenen Monaten kaum noch aus dem Hafen von Calais ausgelaufen. Zusätzlich müssen sich nun die LKW-Fähren Seafrance Nord-Pas-de-Calais und Seafrance Cézanne einen neuen Eigner suchen.

Quelle:
La Voix du Nord
Bild:
Seafrance Manet im Hafen von Dünkirchen, Dezember 2008 (Pentax K10D, SMC-M 4.5/20 mm)

Dienstag, 17. Februar 2009

Zack... krack... hack... wack!!!

Akustischer Schnipsel aus einer Vorführung japanischer Musik, Tänze und Kampfsportarten in der Kölner Sporthochschule. Der Karateka zerschlägt ein paar Bretter, dreimal mit dem Fuß, zum Schluß mit dem Kopf. Man beachte die Reaktion des Publikums bei der Ankündigung der vierten Variante. ;-)

Die
Audiodatei ist als Fraunhofer Surround-MP3 codiert, läßt sich aber auch mit allen anderen Playern wiedergeben, dann jedoch nur in Stereo. Für die Surround-Wiedergabe wird der Fraunhofer-Player benötigt.



Aufnahme mit
Zoom H2 im Vierkanal-Modus, anschließend mit Zoom2Five nach 5.1 gewandelt und mit dem Fraunhofer-Encoder nach MP3s codiert.

Es gibt nix, was es nicht gibt

...aber manchmal staunt man doch.

Samstag, 14. Februar 2009

Aufstand in Douchy-les-Mines

Die Region Nord-Pas-de-Calais leistet sich seit vielen Jahren ihr "Centre Régional de la Photographie" in Douchy-les-Mines mit mehreren fest angestellten Mitarbeitern im sehr schönen Gebäude eines ehemaligen Postamts.

Was, das kennen sie nicht? Na gut. Wahrscheinlich wußten Sie bis gerade nicht einmal, daß es Douchy-les-Mines überhaupt gibt.

Und die Website dieses bedeutendsten fotografischen Kulturinstituts zwischen Maubeuge und Bergues haben Sie auch noch nicht besucht? Naja, wie auch? Es gibt nämlich keine.

Jetzt sagen Sie nur, die vielen Bücher, die man dort verlegt, kennen Sie auch nicht, bloß weil es die nur dort zu kaufen gibt und keinerlei Werbung dafür gemacht wird. Also wirklich, lieber Leser, ein wenig bemühen könnten Sie sich ja auch.

Immerhin bin ich zweimal, als ich ohnehin in der Gegend war, dort vorbeigefahren, von der Neugier getrieben, nachdem wohl die Geheimhaltung nicht richtig funktioniert hatte und in der französischen Fotopresse deren recht gelungenes Bildbändchen
Rivages von Jean-Pierre Gilson besprochen worden war.

Beim ersten Mal war zu. Beim zweiten Mal empfing mich, etwas widerwillig und ziemlich von oben herab, der Vorsitzende des Kuratoriums, um mir dann aber doch wortreich zu erklären, was der Laden für ein Glück habe, mit ihm - im Gegensatz zu seinem völlig unwürdigen Vorgänger - jetzt endlich einen ordentlichen Oberwichtigtuer zu haben. Daraufhin entschuldigte er sich. Er müsse gerade noch eines der vielen Einstellungsgespräche für eine neue Direktorin abhalten.

Wie ich jetzt auf all das komme? In der
Voix du Nord von heute lesen wir, daß der Aufsichtsrat dieses Olymp der fotografischen Kultur geschlossen zurückgetreten ist. Grund: "die Armseligkeit der kulturellen Planung der Direktorin für die Jahre 2009 bis 2011".

Sie hätten den Leuten von Douchy-les-Mines ihr Postamt lassen sollen.

Freitag, 13. Februar 2009

Die Briten mal wieder...

Und noch ein Gummiparagraf, natürlich nur gegen den Terrorismus. Schließlich hat davon - außer diesem Fotografenpack - kein anständiger Bürger etwas zu befürchten.

Musikvorschlag: Beatles - Back in the USSR.

Donnerstag, 12. Februar 2009

Schrott-Krimi in Chertal


Die Polizei in Lüttich hat zehn Personen wegen Betrugs mit Schrott im Arcelor-Stahlwerk Chertal verhaftet, darunter Mitarbeiter von Arcelor, Schrotthändler und LKW-Fahrer der Firma Shanks, eines örtlichen Entsorgungsunternehmens. Die Festgenommenen sollen bei der Anlieferung in Chertal Unterlagen gefälscht und den so beiseite geschafften Schrott in die Niederlande verschoben haben. Die Höhe des Schadens wird mit 10 Mio. Euro angegeben.

Die Ermittlungen liefen schon länger und waren eingeleitet worden, nachdem bei Arcelor aufgefallen war, daß der Schrotteinsatz in Chertal im Vergleich zu anderen Stahlwerken auffällig hoch war.


Quelle: La Meuse

Bild: Blick in einen der Konvertergräben des Werks

Mittwoch, 11. Februar 2009

RTBF: Raymond Duesberg


Wirklich hörenswert: bei RTBF La Première ein Portrait über Raymond Duesberg, den im Dezember verstorbenen Schriftsteller und Spross einer alten Industriellendynastie aus dem belgischen Verviers.

Von dem frommen Onkel, der zeitlebens zehn Prozent seines Einkommens an katholische Wohltätigkeitsorganisationen gespendet hatte, immer nur mit einer 2CV unterwegs war - aber zwei Cadillacs in der Garage hatte. Oder seinem Vater, der, um die drohende Pleite des Unternehmens aufzuhalten, in die Schweiz gereist war, dort seine Gemäldesammlung für einen dicken Stapel großer Geldscheine an einen Sammler verkauft hatte, bei der Rückreise an der Grenze kontrolliert werden sollte, aus Angst, mit dem ganzen Bargeld verhaftet und ins Gefängnis geworfen zu werden, ein Unwohlsein vorgetäuscht und die Rettung der Firma in einer schweizer Grenzstation das Klo hinunter gespült hat.

Das waren schon Typen. Irgendwann war ihre Zeit wohl auch gekommen. Jedenfalls ein schönes Beispiel dafür, wie gut Radio sein kann.

Leider ist das Abrufen von Podcasts bei der RTBF ein Drama. Ich hoffe, dieser Link funktioniert. Geht aber nur einen Monat lang.

Radio France: Vom Niedergang der französischen Stahlindustrie



In diesen Tagen läuft auf France Culture eine vierteilige Sendereihe mit dem Titel "La fin de l'acier ?". Zum Download als Podcast auf der Website von Radio France.

Der erste Teil ist ein einstündiges Gespräch mit Jean Gandois. Leider mit einem Interviewer, der sich selbst am liebsten reden hört. Schade um die verpatzte Gelegenheit.

Im zweiten Teil, der die bewährte Qualität der Radiofeatures von France Culture hat, geht es um den Kampf der Arbeiter gegen die Stillegung von Usinor Denain, Ende der 70er Jahre, erzählt von seinerzeitigen Gewerkschaftern der CGT und der CFDT.

Im dritten Teil geht es um die Gründung der Montanunion.

Im vierten Teil diskutieren einige Historiker über die Geschichte der Eisen- und Stahlproduktion.

Zum gleichen Thema ein umfangreiches .pdf-Dokument (satte 170 Seiten) "La sidérurgie française. 1945-1979. L'histoire d’une faillite."

Bild: Elektrostahlwerk im lothringischen Gandrange, wird im Frühjahr stillgelegt

Montag, 2. Februar 2009

Flamiche aux poireaux et au maroilles



Maroilles, ist das nicht...? Ja, das ist er, der famose Frühstückskäse aus "Bienvenue chez les Ch'tis". Ist natürlich außerhalb von Nordfrankreich nicht zu kriegen. Angeblich soll Munster als Ersatz gehen.

Als Boden nehmen wir einen einfachen Hefe- oder Pizzateig. Eine große Stange Lauch kleinschneiden und blanchieren. Butter, Mehl, Milch und den kleingewürfelten Maroilles zu einer glatten Sauce verrühren, den Lauch und ein paar kleingezupfte Scheiben Schinkenspeck unterheben, mit Muskat und Pfeffer abschmecken. Teig in der Form ausbreiten und die Lauch-Käse-Masse daraufgeben. Zuoberst kommen noch ein paar dünn geschnittene Scheiben Maroilles. Bei 220 Grad etwa 20 Minuten backen. Dazu ein Wachsbohnensalat in einer einfachen Vinaigrette. Bon appétit.

Sonntag, 1. Februar 2009

Die Rundum-Geldmaschine

Die Panoramafotografie scheint eine besondere Anziehung auf Leute mit wunderlichen Geschäftsmodellen auszuüben. Kaum hat ipix das wohlverdiente Ende gefunden, schon hat einer die nächste Masche parat: die Giroptic 360° Kamera.

Für auf den ersten Blick recht akzeptable 700 Euro gibt es eine digitale Kamera, die 360°-HDR-Bilder liefert. Nett? Eigentlich schon, wenn da nicht ein kleiner Haken wäre. Die Umrechnung der Bilder erfolgt nicht auf dem heimischen Rechner sondern per Webinterface beim Hersteller der Kamera. Wer sie hinterher ansehen und seinen Freunden oder Kunden im Web zeigen will, kann das entweder kostenlos mit "kontextueller" Reklame oder werbefrei für eine monatliche Gebühr zwischen 10 und 59 Dollar.

Dazu passend der Werbeslogan der Firma : "Save money every time you use it...".

Wozu die 700-Euro-Hardware noch gut ist, wenn die Bude mit ihrer famosen Geschäftsidee den Bach runtergeht, dürfte auch klar sein.

Gut, daß wir drüber geredet haben. ;-)