Mittwoch, 20. Mai 2009

HF B - Das Ende

In jedem Hochofen gibt es eine bestimmte Menge an Roheisen, die bei einem normalen Abstich nicht abfließt, weil sie unterhalb des Abstichlochs liegt - die sog. Ofensau, die bei den Frankophonen ein Wolf (le loup) ist.

Um dieses Roheisen abzulassen, muß man den Ofen von unten anbohren. Das haben sie gestern Abend in Ougrée gemacht und so sieht das aus:



Damit ist das Herunterfahren des Ofens abgeschlossen.

Un super grand merci à Pierrot pour la vidéo.

Dienstag, 19. Mai 2009

Trauriges Bild


So sieht es aus, wenn ein Hochofen leergefahren wird. Solange der Ofen im Normalbetrieb arbeitet, sorgt ständiges Nachfüllen von Erz und Koks (der sog. Möller) dafür, daß es im oberen Teil des Ofens nicht zu heiß wird. Wenn nun von oben kein Möller mehr zugeführt wird und die im Ofen stehende Möllersäule so weit absinkt, daß sie vollständig in Glut ist und die Hitze nach oben strahlt, muß dort gekühlt werden, damit der Ofen nicht beschädigt wird.

Dazu wird Wasser in den Ofen eingespritzt. Das entweicht anschließend als Wasserdampf an den geöffneten Überdruckventilen. Durch den Kontakt des Wasserdampfs mit dem glühenden Koks entsteht außerdem Wassergas, das zusammen mit Luft ein hochexplosives Gemisch bildet, weshalb sich zu diesem Zeitpunkt in der Umgebung des Ofens nur die unbedingt erforderlichen Personen aufhalten dürfen.

Die Aufnahme hat Will Urselmann aus Maastricht am Montagabend gemacht. Heute war das Datum der offiziellen Stillegung.

Bild: Hochofen B, Ougrée; Aufnahme: Will Urselmann

Montag, 18. Mai 2009

Pentax: Da ist sie



...die neue Pentax K7. Kleiner als die K10/20D und sie hat einen 100 %-Sucher. Nett, aber beim besten Willen kein Grund, jetzt meine K10D mit einem Riesenverlust zu verscherbeln.

Ach ja, und HD-Video kann sie auch. Der Ton dazu ist Mono. Weckt mich, wenn es was neues gibt.

Sonntag, 17. Mai 2009

Liebe EBU, das war einfach erbärmlich

Morgens packen die lupenreinen Demokraten in Moskau kurzerhand eine komplette Schwulen- und Lesbendemo in die grüne Minna, und abends ist drei Ecken weiter Eurovision.

Nein, eben nicht nur, als ob nix gewesen wäre: über die Hälfte der bei der Übermittlung der Ergebnisse zugeschalteten Länder hat sich nicht einmal entblödet, den Russen sogar noch Zucker in den Arsch zu blasen, was sie für eine tolle Show hingelegt hätten. Keiner der Künstler hat die Klappe aufgekriegt, keiner der Sender hat auch nur ein Wort verloren.

Mir geht, notabene, diese ganze Eurovision seit Ewigkeiten meilenweit am Allerwertesten vorbei, aber ich habe mir ernsthaft auf der Fahrt von Lüttich nach Köln im Radio die ganze blöde Wertung angehört, in der Hoffnung, daß wenigstens einer was sagen würde. Fehlanzeige.

Aber die 36er Olympiade war ja auch nur ein fröhliches Turnfest. Man kann schon garnicht mehr so viel Liebermann zitieren...

Freitag, 15. Mai 2009

Geschichten aus dem real existierenden Kapitalismus

Heute: "Der klingt tausendmal geiler!"

Gerade von einem Kurzausflug zu "Europas größtem Musicstore" zurück. Eigentlich wollte ich mir als Ergänzung zu meinem 32 Jahre alten AKG K240 mal eben einen geschlossenen Kopfhörer kaufen. Ins Auge gefaßt hatte ich den AKG K271, wollte mich aber schon noch beraten lassen und hätte gern den Audio Technika M50 im Vergleich gehört.

Aussage des Verkäufers: "Der AT klingt tausendmal... GEILER!" - "Aha? Geiler, wie in 'Kawumm-bumm', wie in 'Tschick-tschick', wie in 'neutraler'... oder wie?" - "Jaja, geiler halt!" - "Kann man sich die beiden hier im Vergleich anhören?" - "Da drüben an der Wand!" - Weg war er.

Da drüben an der Wand hängen zwei Dutzend Kopfhörer auf Haken mit jeweils 50 cm Kabel, teilweise noch weniger. Als Audiomaterial gibt es es eine Popschnulze aus den 80ern, mit einem Frequenzgang, der zu beiden Enden mit etwa hundert dB pro Terz ansteigt.

Einige Kopfhörer sind so abgegriffen, daß man die Bezeichnungen nicht mehr lesen kann. Der Audio Technika, von dem ich zu erahnen meine, daß es der M50 ist, hat eine Lederpolsterung auf Ohrmuscheln und Kopfbügel, die aussieht wie ein Sofa, das seit zwei Jahren im Wald liegt. Nicht wirklich eine Empfehlung. Jedenfalls dachte ich, daß es der M50 wäre. Die Lesbarkeit der Beschriftungen... wir sprachen darüber. Mittlerweile weiß ich, daß es ein anderes Modell war. Schade.

Der K271 hängt so hoch, daß ich mit meinem Meterfünfundsechzig bei der üppigen Kabellänge kaum heranreiche. Der K171, den ich zum Vergleich auch mal gern gehört hätte, hat ein noch kürzeres Kabel und einen schlimmen Wackelkontakt.

Was hilfts, lange hält man diesen Laden eh nicht aus und mit meinem K240 fahre ich seit vielen Jahren bestens, also zurück an die Theke: "Einen K271 bitte!" - "Haben wir keine mehr da!" - "Die sind im Internet aber doch mit grün markiert." - "Kann sein... sollen wir ihn zuschicken?" - "Danke, nicht nötig. Ich bestelle ihn bei Thomann."

War nämlich erst das dritte Mal dieses Jahr, daß ich da für die Katz hingefahren bin.

- - -

Nachtrag 20.30 Uhr: Man ist sein Elend ja auch selbst schuld, wenn man immer wie eine Ein-Hammel-Herde als erstes in die Budengasse rennt. Eben kurz beim Equipment Center Cologne angerufen, Kopfhörer zurücklegen lassen, gerade abgeholt. Sehr netter Laden, ab sofort meine erste lokale Anlaufadresse. Und nein, die haben mir für diese Empfehlung nix versprochen. Die wissen nicht einmal davon.

Nachtrag, Januar 2010: Ich habe mir den Audio Technica später doch noch zum Vergleich von Thomann kommen lassen. Mehr dazu hier.

Arcelor: Letzter Abstich in Ougrée am Dienstag


183 Jahre, nachdem John Cockerill in Seraing den ersten mit Koks betriebenen Hochofen errichtet hatte, endet im Lütticher Becken am 19. 5. mit einem letzten Abstich des Hochofens B in Ougrée die Roheisenerzeugung. Gleichzeitig werden das Stahlwerk und das Warmwalzwerk in Chertal sowie eine Hälfte der Kokerei in Seraing stillgelegt.

Natürlich alles nur temporär und "auf unbestimmte Zeit". Die französische Redensart aux calendes grecques trifft es wohl eher .

Unterdessen steht ein kurzer Artikel dazu auf der Website von La Meuse. Da liest es sich eher so, als wäre für Dienstag der Abstich der Ofensau vorgesehen, was sich auch mit den Informationen deckt, die vor etwa zwei Wochen im Werk kursierten.

Samstag, 9. Mai 2009

Pentax sucht Tester für K7D

Wer sich zum Tester für die neue Pentax DSLR, die am 20. Mai vorgestellt wird, berufen fühlt, der sollte sich jetzt ganz schnell hier anmelden.

Mit 1350 Grad quer durch Lüttich


Auch dieses Unikum wird es im Maastal bald nicht mehr geben. Als man in den 60er Jahren bei Espérance-Longdoz endlich vom längst überholten Thomas-Verfahren auf ein modernes LD-Stahlwerk umsteigen wollte und der Platz in Seraing knapp wurde, fand sich schließlich ein geeignetes Gelände auf einer Art Insel zwischen Maas und Albertkanal in Chertal, kurz vor Visé. Das einzige Problem: wie kommt das flüssige Roheisen über eine Entfernung von rund 25 km vom Hochofen zum Stahlwerk.

Gelöst hat man diese Herausforderung mit speziellen Torpedopfannenwagen, die in Profil und Achslast so konstruiert sind, daß sie im normalen Eisenbahnnetz befördert werden können. Mit ihren 12 bzw. 16 Achsen wiegen sie beladen rund 250 bzw. über 300 Tonnen und sind so gut isoliert, daß selbst bei Versuchsfahrten über 300 km zwischen Hayange in Lothringen und Chertal in den 70er Jahren nur geringfügige Temperaturverluste von unter 100 Grad aufgetreten sind. Seither pendeln zwischen dem Hochofen in Seraing, später auch dem in Ougrée, und dem Stahlwerk diese Züge mit 1350 Grad heißem flüssigem Roheisen Tag und Nacht quer durch Lüttich. Nennenswerte Probleme oder Unfälle hat es in all den Jahren nicht gegeben.

Wer über die Autobahn von Aachen in Richtung Brüssel oder Paris fährt, der überquert im Maastal auf einer langen Brücke zuerst die Maas, dann das Werksgelände des Stahlwerks und schließlich den Albertkanal. Häufig sieht (bald: sah) man rechts von der Autobahn auch die mächtige Dampfwolke der Kühlung auf dem Konvertergebäude.

So hört es sich an, wenn eine solche Fuhre mit ihren vielen Achsen über eine Weiche fährt.


Tonaufnahme mit Zoom H2, bearbeitet mit TwistedWave.

Bild: eine G1206 der SNCB (Baureihe 77) mit leeren Torpedos am Abend des 8. 5. 09 in der Ausfahrt des Stahlwerks in Chertal (Pentax K10D, SMC-M 2/85 mm, f5.6, 1/45 s)

Donnerstag, 7. Mai 2009

Belgizismen

Könnt Ihr die ganzen Meldungen zu Krise, Stillegungen und Jobabbau auch nicht mehr sehen?

Dann machen wir heute zur Abwechslung einen linguistischen Exkurs. Es geht um die kleinen Eigenheiten im Französisch der Wallonen, die sogenannten Belgizismen, über die einige Leute auch heute noch die Nase rümpfen - sehr zu Unrecht, wie ich finde.

Das geht bei den Zahlen schon los, wo es für Lernende aus dem germanischen Sprachraum angenehmen einfach wird. Statt des sperrigen soixante-dix-sept und quatre-vingt-douze heißt es septante-sept und nonante-deux. Konsequenter sind nur noch die Schweizer, die sagen auch octante.

Wenn man einem Belgier etwas erzählt und er mit siwpläh? unterbricht, dann hat er nicht verstanden. S'il vous plait ? Der Franzose würde Pardon ? sagen. (Übrigens, nein, ich plenke nicht - das Leerzeichen vor dem großen Satzzeichen ?!;: ist in Frankreich wie in Belgien völlig korrekt.)

dire quoi... wie in Sonne-moi pour me dire quoi ! Gleich zwei Belgizismen: sonner für téléphonner und eben dire quoi: Bescheid sagen.

Qu'est-ce que t'es pour un homme ? fragt der Lütticher, und das darf man wörtlich übersetzen. Was bist Du für einer? Beruf, Frau, Kinder...?

La drache ist der Regenschauer, vorzugsweise als la drache nationale, der am 21. Juli nachmittags mit schöner Regelmäßigkeit auf der Parade zum Nationalfeiertag niedergeht.

La ducasse ist die Kirmes, bei den Franzosen la fête foraine.

Le kot ist die Studentenbude, das Verb dazu heißt koter.

Une eau plate bestellt man, wenn man in Belgien ein Wasser ohne Kohlensäure möchte. In Frankreich erntet man damit Heiterkeit oder Unverständnis. Dort ist nur das Bier plat - und das auch nur dann, wenn es schal ist.

Aller dans une friture ist in Belgien zwar allgemein üblich aber streng genommen falsch. Hier hat sich das flämisch/niederländische Frituur über die Sprachgrenze geschlichen. Denn la friture ist eigentlich das, was aus dem heißen Fett der friteuse kommt, also das Frittierte. Und die Frittenbude ist korrekterweise eben keine friture sondern eine friterie. Bisweilen hört man auch noch das schöne baraque à frites, wobei die klassische Bretterbude oder der Verkaufswagen mit den seit 20 Jahren platten Reifen und den zahlreichen Anbauten leider immer mehr der EU-Regulierungswut zum Opfer fällt und durch Friterien in festen Baulichkeiten ersetzt wird.

Damit wären wir aber schon bei den kulinarischen Belgizismen, und die sind eine Lektion für sich. Wahrscheinlich sogar mehrere. Dazu kommen wir später.

Jetzt sagen wir fürs erste à tantôt - bis gleich, bis neulich, man sieht sich... :-)


Mittwoch, 6. Mai 2009

Arcelor: Irgendwas geht immer noch

Irgendwo mußte in Lüttich doch noch was zu sparen sein. Nun sind Oxybel, Mosacier, Tailored Blanks und Métalprofil an der Reihe.

Die Palette der Maßnahmen, die heute in Luxemburg angekündigt worden sind, reicht von vorübergehenden Stillegungen über das Umsetzen von Anlagen, verschiedene Umstrukturierungen und Versetzungen von Mitabeitern bis zur Kurzarbeit. Insgesamt dürften rund 100 Arbeitsplätze über die Klinge springen.

Quelle: La Libre Belgique

Arcelor: Dunkle Wolken über Carinox und ein Donnerwetter in Lüttich


Die Vertreter der Gewerkschaft FGTB haben heute eine Unterredung mit der Leitung von Arcelor Lüttich zur späteren Wiederaufnahme der Produktion in der Flüssigphase und zur weiteren Versorgung der Kaltwalzwerke abgebrochen, nachdem die Unternehmensleitung erklärt hatte, man können zur Zukunft dieser Bereiche keine Garantien abgeben. Nun wird in Lüttich am Montag und Dienstag erst einmal gestreikt.

In Châtelet bei Charleroi sorgt eine für heute morgen angesetzte sog. 'kleine Betriebsversammlung' aus Betriebsrat und Unternehmensleitung zur Zukunft der Edelstahlproduktion bei Carinox für Unruhe. Die Produktion ist dort seit Monaten stark reduziert. Nun befürchten die Beschäftigten eine völlige Stillegung. Auch ein Verkauf dieses Standorts ist im Gespräch - dies vor dem Hintergrund, daß Edelstahl bei Arcelor nicht zum Kerngeschäft zählt. Zum Ergebnis ist bislang noch nichts bekannt.

Nachtrag, 17.00 Uhr: Es wird in Châtelet laut Gewerkschaft vorerst keine Stillegung geben. 

Quellen: La Nouvelle Gazette
Bild: Carinox, Châtelet (Pentax *istDS, SMC-M 1.4/50 mm)

Dienstag, 5. Mai 2009

Norman Arrow unterwegs nach Boulogne

Es ist amtlich. LD-Lines setzt ab dem 29. Mai zwischen Boulogne und Dover, wie bereits angekündigt, das größte dieselbetriebene Katamaran der Welt ein. Das Schiff, die Norman Arrow, ist zurzeit auf dem Weg von der australischen Werft Incat nach Boulogne-sur-Mer.

Sie soll am 24. oder 25. Mai in Dover eintreffen.

Ein Video zum Schiff gibt es auch schon:

Montag, 4. Mai 2009

Köln: Helden, die keiner braucht

Zur Ankündigung des Kölner Oberbürgermeisters Schramma, nach dem Stadtarchiv-Debakel bei der nächsten OB-Wahl nicht mehr anzutreten, gibt es im Callcenter der Stadtverwaltung die thematisch passende Wartemusik: "We don't need another hero!"

Sonntag, 3. Mai 2009

Charleroi: Daher also

In einem Interview für www.7sur7.be hat Antonio Gozzi jetzt erklärt, warum die neue Kokerei für Duferco in Charleroi nur Tausend Taler... pardon... 200 Mio. Euro kosten soll: er will sie in China kaufen.

Quelle: 7sur7