Freitag, 29. Mai 2015

MFL: Katerstimmung nach dem Sieg

Neue Wendung bei MFL - am Mittwoch hat es ein Gespräch zwischen Jacques Gounon, dem CEO von Eurotunnel, und Vertretern des Aufsichtsrats der SCOP Seafrance unter Leitung von Didier Cappelle sowie mit dem derzeitigen Vorstandsvorsitzenden der SCOP, Philippe Caniot, gegeben, bei dem Eurotunnel der SCOP mitgeteilt hat, dass der Vertrag über den Betrieb der Schiffe von MFL nicht verlängert werden soll. Dieser Vertrag läuft am 2. Juli aus. 

Als Grund wird die Rechtslage im Streit zwischen der britischen Wettbewerbsbehörde CMA und Eurotunnel angegeben, die angeblich immer noch unsicher sei. Auch wenn es offiziell nicht laut gesagt wird, liegt das Problem aber woanders. Bei Eurotunnel hat man schlicht die Nase voll von den Eskapaden der Gewerkschaft Maritime Nord unter ihrem Anführer Cappelle. Der hatte in den letzten Monaten eigenmächtig den Vorstand der SCOP umbesetzt und immer wieder für Unruhe gesorgt. 

Nun herrscht Katerstimmung unter dem Personal der MFL. Letzte Woche sind mehrere offene Briefe aus verschiedenen Direktionen des Unternehmens veröffentlicht worden, in denen der Rücktritt des Aufsichtsrats der SCOP und seines Vorsitzenden gefordert wird. Die gleiche Forderung kam von den Kapitänen und Offizieren. 

Parallel dazu versucht Force Ouvrière (FO), die Minderheitsgewerkschaft bei der SCOP Seafrance, eine eigene, neue SCOP zu gründen. Außerdem scheint Stena Lines an einer Übernahme der MFL interessiert zu sein. 

Die eigentliche Frage dabei ist, ob Eurotunnel überhaupt noch Interesse an MFL hat. Es gab schon vor einiger Zeit Äußerungen von Gounod, die vermuten ließen, dass Eurotunnel nach einem eleganten Ausstieg aus dem Abenteuer MFL sucht. 

Von der Zuversicht nach dem vorletzte Woche errungenen Sieg gegen die CMA ist in Calais jedenfalls nicht mehr viel übrig. Vielleicht hilft das ja dabei, dass in der SCOP die Stimmung umschlägt und die Cappelle-Anhänger endlich zur Besinnung kommen. Es wäre in ihrem eigenen Interesse, bevor Cappelle in seiner Hybris endgültig alles in den Abgrund reißt.

Freitag, 22. Mai 2015

MFL: Jetzt aber!

Gerade noch rechtzeitig zu den Feiertagen kommt die erlösende Nachricht. Der britische Court of Appeals hat den Antrag auf Zulassung einer Berufung durch CMA und DFDS gegen das letzte Urteil zurückgewiesen.

Damit dürfte diese unselige Geschichte auf der englischen Seite des Kanals endgültig abgeschlossen sein.

Offen ist aber immer noch, wie es in Calais weitergeht. Vorgestern hat der bisherige Vorstandvorsitzende der SCOP Seafrance, Raphaël Doutrebente, beim Gericht in Boulogne sur Mer Strafanzeige gegen Didier Cappelle wegen Verleumdung erstattet. Die Verhandlung soll Mitte Juni stattfinden.

Bei Eurotunnel ist nach wie vor Funkstille, was die künftige Zusammenarbeit mit der SCOP und den Verkauf von MFL samt der Schiffe angeht. Falls der Chartervertrag nicht über den 2. Juli hinaus verlängert wird, muss er bis spätestens 2. Juni gekündigt werden.

Es bleibt also weiterhin spannend, auch wenn die größte Bedrohung damit vom Tisch ist. Allen Mitarbeitern von MFL von hier aus Frohe Pfingsten!

Das Foto zeigt die Rodin im März 2014 in Calais.

Moderne Galeeren

Manchmal staunt man wirklich, auf was für schwachsinnige Claims manche Unternehmen kommen, vorzugsweise auf Englisch. Mein bisheriger Favorit war "Yellow passion on the move!" einer belgischen Firma, die mit gelben LKW Beton ausliefert. Die sind aber seit heute Abend nur noch auf Platz zwei.

Der neue Favorit fuhr eben auf der Autobahn bei Verviers: "Spedition XYZ - Our driving force are people!" Ich dachte immer, die fahren mit Diesel. Jetzt kann ich mir richtig vorstellen, wie sich irgendwo unten im Fahrgestell zwei Dutzend ausgemergelte Rumänen in die Riemen legen.

Donnerstag, 21. Mai 2015

Terroralarm am Justizpalast in Lüttich

Die Oberflächentechnikerin (frz. technicienne de surfaces) im Palais des Princes-Evêques in Lüttich, dem heutigen Justizpalast, traute ihren Augen nicht. Draußen vor dem Gebäude nahm eine männliche Person in höchst verdächtiger Weise einen länglichen Gegenstand aus der Jacke, machte sich daran zu schaffen und schob einen Hebel mit hörbarem Klick-Klack einmal vor und zurück. Es wurde umgehend Terroralarm ausgelöst, das SEK rückte an, die Place Saint Lambert wurde abgesperrt... was man dann halt so macht. Der Verdächtige hatte sich unterdessen längst entfernt. 

Sie haben sich daraufhin die Bilder aus der Videoüberwachung noch einmal näher angesehen und die ganze Nummer kurz darauf abgeblasen. Der vermeintliche Terrorist hatte sich in dem verdächtigen Gerät mit Tabak und Hülse eine Zigarette gestopft.

Da kann man mal wieder sehen, wie gefährlich Rauchen ist. 

Quelle: La Meuse

Batman rast ungestraft

Auf belgischen Autobahnen gibt es sog. Abschnittsradars. Dabei erkennen Kameras am Anfang und Ende eines mehrere Kilometer langen Streckenabschnitts die Kennzeichen der Autos. Wer nach zu kurzer Zeit die zweite Kamera passiert, muss zu schnell gewesen sein und erhält einen Bußgeldbescheid.

Seit einiger Zeit gibt es in Belgien außerdem personalisierte Kennzeichen. Für 1000 Euro Gebühr können sich alle, die zuviel Geld haben, statt des üblichen Formats 1-ABC-123 eine beliebige Buchstaben- und Ziffernkombination an ihren Cayman, TT oder AMG-Benz schrauben. Rambo, Batman und Superman waren schon am ersten Tag vergeben; der Rest liegt  auf der gleichen Linie. Immerhin sind der Staatskasse dank dieser Eitelkeit bisher rund 10 Mio. Euro zugeflossen. Allemal besser, als wenn sie das Geld für Kokain und Kampfhunde ausgeben.

Nun hat sich allerdings herausgestellt, dass die 1000 Euro für diese Klientel, die auch gern kräftig Gas gibt, gut angelegtes Geld sein könnten, denn die Kameras an den Abschnittsradars können mit Kennzeichen, die nicht das übliche Standardformat haben, nichts anfangen. Angeblich ist das schon seit Jahren der Fall. Bekannt geworden ist das erst letztens im Rahmen einer parlamentarischen Anfrage. Nun soll die Software der Kennzeichenauswertung entsprechend angepasst werden.

Mittwoch, 20. Mai 2015

Buchtipp: In Silence

Anfang des Jahres gab es im Botanique in Brüssel unter dem Titel In Silence eine umfassende Werkschau des belgischen Fotografen Gilbert Fastenaekens. 

Interessant sind vor allem seine schwarzweißen Nachtaunahmen. Einige Bildbeispiele gibt es -> hier.

Zu dieser Ausstellung ist auch ein Buch erschienen, das auf rund 200 Seiten viele Fotos und eine Reihe von Texten über den Fotografen enthält. Dieses Buch sollte es in keiner Sammlung von Büchern über zeitgenössische belgische Fotografie fehlen, auch wenn die Qualität von Druck und Einband nicht gerade überragend ist. Dafür ist es immerhin erschwinglich.

Gilbert Fastenaekens
In Silence
Editions CFC, Brüssel, 2015
ISBN 978-2-87572-010-8
39 €

Freitag, 15. Mai 2015

MFL: Gewonnen!

Damit hatte wohl niemand gerechnet. Das britische Berufungsgericht hat die Argumentation der Wettbewerbsaufsicht CMA in allen Punkten zurückgewiesen. Damit ist das Verbot für MFL, weiter Dover zu bedienen, vorerst vom Tisch.

Die CMA hatte aber bereits angekündigt, in diesem Fall erneut Berufung bei einer höheren Instanz einzulegen.

Ganz viel Weihwasser

In Calais haben sie gestern das Meer gesegnet. Da hat das sich doch bestimmt gefreut wie Hulle.

Mittwoch, 13. Mai 2015

Dünkirchen: Tristesse, Alkohol und Zigaretten

Heute eröffnet das Filmfestival in Cannes mit dem Film "La tête haute", in dem Catherine Deneuve eine der beiden Hauptrollen spielt. Dieser Film ist teilweise in Dünkirchen gedreht und von der Filmförderung der Région Nord-Pas-de-Calais mit 150.000 Euro gefördert worden. 

Soweit eigentlich nichts berichtenswertes, wenn Deneuve nicht vor ein paar Tagen in einem Interview für das französische Modeblättchen Elle geäußert hätte, sie habe dort nichts als Tristesse, Alkohol und Zigaretten gesehen. 

Den Shitstorm, den sie damit in der Region ausgelöst hat, darf sich jeder selbst ausmalen.

Tolle Verbesserung


Freitag, 1. Mai 2015

FIP & Co auf Astra - das übliche Versteckspiel

Es war ja auch zu lange gut gegangen. Ohne jede Vorwarnung und ohne eine Ansage auf den bisherigen Frequenzen hat Canalsat wieder einmal - sprichwörtlich aus heiterem Himmel - alle Hörfunkfrequenzen der französischen Hörfunksender auf Astra geändert.

Und Radio France leistet sich dazu eine Informationspolitik, die nur noch vom Kommunikations-GAU der BBC letztens zu den Änderungen im Internet übertroffen wird. Hörer, die im Forum auf der Website von Radio France nachgefragt hatten, weshalb sie ihre Hörfunkprogramme nicht mehr empfangen konnten, wurden vom Médiateur aufgefordert, das Online-Störungsformular auszufüllen.

Erst ein weiterer Diskussionsbeitrag eines Hörers lieferte die Lösung: die ganzen Programme, auch die Privaten, sind nun auf 12,363 GHz vertikal 27500 3/4.