Sonntag, 31. August 2014

Goldrausch in Folkestone

Seit Donnerstag graben Hunderte den Strand von Folkestone um. Dort liegen 200 kleine Goldbarren im Wert von je 50 Pfund im Sand. Nun rücken ganze Familien mit Eimern, Sieben und Schaufeln an, um sie auszugraben. Das ist offenbar garnicht so einfach, denn da liegen so viele kleine Metallteile im Sand, dass auch ein Metalldetektor keine Hilfe wäre.

So hat es denn Tage gedauert bis am Samstag der erste Goldbarren gefunden wurde - oder auch nur der erste Goldgräber zugegeben hat, einen gefunden zu haben. Denn wer einen findet, darf ihn ohne weiteres einstecken und behalten. 

Wo das Gold herkommt? In Folkestone findet gerade wieder das Kunstfestival Folkestone Triennial statt. Der deutsche Künstler Michael Sailstorfer hat die Goldbarren am Strand versteckt, und die Suche danach ist... Kunst! 

Das Gold kann nun sozusagen weg und den zerwühlten Strand glättet die nächste Flut. 

Freitag, 29. August 2014

Arme(s) Deutschland

Die MS Deutschland, bekannt aus der ZDF-Serie Traumschiff, liegt aktuell in Dünkirchen. Die Website des Hafens gibt die folgenden Informationen:

Operationen für Schiff Deutschland: 
Art: Handelsschifffahrt
Vorgang: Entladen
Ware: Passagiere
Menge: 520 Tonnen

Verschiedene Quellen geben die Kapazität des Schiffs mit rund 500 Passagieren an. Zugegeben, die Deutschen haben ein Gewichtsproblem und die üppige Bordverpflegung tut sicher ein übriges, aber dass es so schlimm ist, hätte ich auch nicht gedacht.

Foto: Wikimedia, Lemaonet, CC BY-SA 3.0

Fahrzeuge und Überraschungen

„Achten Sie auf die Fahrzeuge und Überraschungen des Hafenbereichs“

Hafen Lüttich - Ile Monsin - 2005

Donnerstag, 28. August 2014

Neues vom Kanal


Es gibt einiges nachzutragen und ein paar Neuigkeiten. Das wichtigste zuerst: entgegen anderslautenden Behauptungen haben die Einsprüche von MFL und Eurotunnel sehr wohl aufschiebende Wirkung. Das Urteil der CMA ist für Ende November angekündigt. Damit ist der Betrieb von MFL in der heutigen Form mindestens bis in den Frühsommer 2015 gesichert.

Bis dahin könnte die Welt im Kanalfährbetrieb aber schon völlig anders aussehen. Bereits seit einiger Zeit war bekannt, dass Stena Lines die aktuelle Dieppe Seaways, ex Seafrance Molière, ex Superfast X, von dem Bankenkonsortium gekauft hat, dem sie noch aus Seafrance-Zeiten gehörte. 

In den nächsten Wochen läuft der Chartervertrag mit DFDS aus, und Stena hat es offenbar eilig, das Schiff im Fährverkehr von Dublin (IRL) nach Holyhead (GB) einzusetzen, wo bereits einige seiner Schwesterschiffe laufen. Dazu erhält sie nicht nur wieder ihren ursprünglichen Namen Superfast X, sondern sie wird vorher noch in ihren Zustand aus ihrem ersten Leben im Mittelmeer zurückgebaut, bekommt also wieder Kabinen. Den Auftrag dafür hat bereits MacGregor erhalten, die Werft, die auch 2008 den Umbau für den Betrieb zwischen Dover und Calais ausgeführt hat. 

Als nächstes wird nun interessant, was DFDS in Calais macht. Die Calais Seaways allein ist für eine vernünftige Verbindung zu wenig und Schiffe, die für Calais-Dover geeignet sind, gibt es eigentlich nur im Kanal. Notfalls könnten sie sich wieder mit der Barfleur über den Winter retten, aber eine dauerhafte Lösung wäre das auch nicht. 

Und so sollte es niemand überraschen, wenn DFDS demnächst einsieht, dass ihre Taktik, um doch noch an die Schiffe von MFL zu kommen, nicht aufgeht, und in Calais kurzerhand die Segel streicht. So wäre aber im Streit CMA vs. MFL eine völlig neue Situation entstanden. Dann könnte die CMA kaum noch MFL den Betrieb untersagen, denn danach wäre nur P&O übrig und als Wettbewerbsbehörde können sie wohl schlecht ein Monopol schaffen. Man darf gespannt sein.

Die Fotos zeigen die jetzige Dieppe Seaways 2013 vor Dover und als Seafrance Molière 2010 in Dünkirchen.

Mittwoch, 27. August 2014

Die Belgier rotten die Hauskatze aus

Am 1. September tritt in Belgien, wie jedes Jahr, eine Reihe neuer Gesetze und Verordnungen in Kraft. So werden wie üblich diverse Medikamente verboten. Ein neues Gesetz ermöglicht Sammelklagen, ähnlich den Class Actions in den USA, wobei hier jedoch nur Verbraucherschutzverbände und keine Privatpersonen klageberechtigt sind.

Völlig aus der Welt erscheint hingegen eine weitere Neuerung. Ab dem 1. September dürfen in Belgien nur noch Katzen verkauft, verschenkt oder überhaupt weitergegeben werden, die registriert, gechipt und sterilisiert sind. Kostenpunkt pro Katze runde 200 Euro. Wer eine nicht registrierte und nicht sterilisierte Katze verkauft oder verschenkt, riskiert 100 Euro Strafe. Das gilt auch für Privatleute. 

Damit wollen sie dem Elend der ganzen ausgesetzten und eingeschläferten Katzen ein Ende machen. Das mag ja vielleicht auch daran herumkommen, aber vor allem wird etwas ganz anderes passieren. Es wird in Belgien in ein paar Jahren keine normalen Hauskatzen, die sog. Europäisch Kurzhaar, mehr geben. Wenn die letzten nicht kastrierten Exemplare tot sind, ist Schluss. Und die Züchter werden sich mit der gemeinen Hausschnurre wohl kaum abgeben. Dann gibt es in Belgien nur noch 1000-Euro-Rassekatzen. Die Züchter und die Mäuse wird es freuen.

Wie das im übrigen alles bei Kätzchen mit 8 bis 10 Wochen, also in dem Alter gehen soll, wo sie normalerweise abgegeben werden, sagt uns auch niemand. Gewöhnlich wartet man mit dem Kastrieren bis sie etwa 6 Monate alt sind.

Jeder blöde Köter darf sich wohlgemerkt weiterhin vermehren, wie er will.

Die vier Straßenkinder oben im Bild habe ich 2003 im Außenhafen von Boulogne-sur-Mer fotografiert. 

Freitag, 22. August 2014

Klare Ansage

Nach den ganzen Firmen mit lauter Phantasienamen à la Kerneos, Tereos, Copalis usw., wo nie einer weiß, was die eigentlich machen, haben sie jetzt in Lüttich ein wahres  Musterbeispiel für einen aussagefähigen Firmennamen gegründet: die Société Momentanée pour le Démantèlement des outils de la phase à chaud d'ArcelorMittal à Liège. Zu deutsch die Gelegenheitsgesellschaft zum Rückbau der Anlagen der Flüssigphase von ArcelorMittal in Lüttich, eine Arge aus vier belgischen Unternehmen, die demnächst die beiden Hochofenwerke und die Kokerei Seraing sowie das Stahlwerk in Chertal abreißen und die Flächen sanieren werden. 750 Millionen Euro soll die ganze Sache kosten.

Donnerstag, 21. August 2014

Kein Anschluss unter dieser Nummer...

Bitte nicht wundern, wenn hier Funkstille herrscht. Wir sind seit mittlerweile 3 Wochen ohne Festnetztelefon und Internet. Die Chaoten von Netcologne haben ihre Vermittlungstechnik, an der wir angeschlossen sind, am anderen Ende des Viertels in einem privaten Heizungskeller hängen und versuchen schon seit Wochen, dort den Hausmeister zu erreichen, damit der ihnen aufschließt und sie ihren Krempel reparieren können.

Wir halten uns so gut es geht per GSM und UMTS über Wasser, aber da muss das Bloggen halt ein wenig zurückstehen.

Sonntag, 10. August 2014

Kleine Abkühlung gefällig?

Hier ist die angekündigte Kaltfront ziemlich undramatisch durchgezogen. Gerade eben im Hof aufgenommen:

 

Aufnahme mit iPhone 4 und Tascam iM2X. Das kleine Ding funktioniert sehr manierlich und ist dank seiner geringen Größe eine geniale Immer-Dabei-Lösung. Der Hinweis von Tascam wegen iOS7 ist offenbar überholt. Hier geht es unter 7.1.2 am iPhone 4 und am iPad 3 einwandfrei.

Es empfiehlt sich jedoch, bei Aufnahmen mit hoher Empfindlichkeit den Flugmodus zu aktivieren - das GSM-Signal stört sonst hörbar. Das wird aber auch in der Anleitung so empfohlen. 

Offenbar wird es nicht mehr hergestellt und bei etlichen Händlern jetzt ausverkauft, weil es an den neuen iPhones mit Lightning-Stecker nicht funktioniert. Ich habe in den letzten Wochen zwei Stück für jeweils unter 40 Euro inklusive Porto (und in einem Fall sogar allen Einfuhrabgaben aus USA) erbeutet.

Donnerstag, 7. August 2014

He, Sie da! Ihr Zug rostet!

Jetzt haben die Jungs von Infrabel auch den letzten Rest der "Sammlung" Ley aus dem Montzener Bahnhof in das Gleis nach Hombourg der ehemaligen Linie 38 gedrückt, bevor das demnächst vom Netz getrennt wird.

Hintergrund ist ein umfangreicher Rückbau im Bahnhof Montzen. Die letzten beiden Stellwerke werden Ende des Jahres auf Fernsteuerung umgestellt. Die Gleisharfe der Richtungsgruppe West verschwindet völlig. Das Einfahrtgleis aus Richtung Visé im Vordergrund unten kommt mit den zugehörigen Weichen ebenfalls weg.

Das Material oben im Bild wird größtenteils verschrottet, weil es völlig verrottet und für eine museale Erhaltung uninteressant ist, z.B. die ganzen Lazarettwagen der britischen Rheinarmee, rechts im Bild. Davon ist mindestens ein halbes Dutzend dabei. Einen hat die Lontzener Feuerwehr letztens im Rahmen einer Rettungsübung schon weitgehend zerlegt.

Foto: Hombourg (B), 1.8.2014

Dienstag, 5. August 2014

Die belgischen Eisenbahner im 1. Weltkrieg

Eine der vielen Veröffentlichungen zum 100. Jahrestag des Ausbruchs des ersten Weltkriegs beschäftigt sich mit der Rolle der belgischen Eisenbahner in diesem Konflikt. 

Um sich eine Vorstellung davon zu machen, wie groß die strategische Bedeutung von Eisenbahnen in dieser Zeit war, reicht es, sich vor Augen zu führen, das es in Belgien 1914 etwa dreimal mehr Lokomotiven als Autos gab.

Die ganze deutsche Kriegstaktik baute auf einem schnellen Transport von Truppen und Waffen per Bahn auf. Frankreich sollte auf diese Weise in sechs Wochen komplett überrannt werden.

Dafür, dass das so nicht verwirklicht werden konnte, haben nicht zuletzt die belgischen Eisenbahner in der Region Lüttich gesorgt. Sie haben, teilweise noch in der Nacht vom 2. zum 3. August 1914, Tunnel und Brücken der Bahninfrastruktur zwischen der belgisch-deutschen Grenze und Lüttich zerstört und dafür gesorgt, dass fast das gesamte Rollmaterial, also Loks und Wagen, ins Landesinnere und im weiteren Verlauf nach Frankreich geschafft werden konnte. Allein über die unlängst endgültig unterbrochene eingleisige Strecke von Adinkerke nach Dünkirchen sind rund tausend Lokomotiven und tausende Reisezugwagen und Güterwaggons nach Frankreich gerollt. Vieles davon wurde während des Konflikts in Frankreich eingesetzt oder den britischen Truppen  nach ihrer Ankunft auf dem Kontinent zur Verfügung gestellt. Was nicht aus Belgien gerettet werden konnte, wurde - ebenso wie die Strecken, Signalanlagen und Kommunikationseinrichtungen - zerstört, um es nicht in die Hand der Deutschen fallen zu lassen.

Im weiteren Verlauf des Konflikts haben die belgischen Eisenbahner - in der belgischen Armee und außerhalb - auf vielfältige Weise ihren Beitrag geleistet und oft weit mehr als das. Viele von ihnen haben dafür mit dem Leben bezahlt. 

Louis Maraite, bis Anfang dieses Jahres Pressesprecher der SNCB, hat zu diesem Thema ein Buch verfasst, das es im Internet kostenlos zum Download gibt: Le rôle des cheminots dans la bataille de Liège.

Montag, 4. August 2014

Warum der Wiener Kaffee heute ein Lütticher Kaffee ist

Als die Franzosen vor ein paar Jahren keine Lust hatten, mit den "Willigen" in den Krieg zu ziehen, waren die Amerikaner so sauer, dass die Pommes Frites dort nicht mehr French Fries, sondern Freedom Fries hießen. Für eine Weile jedenfalls.

Und wer bisher gemeint hat, dass der Eiskaffee in Frankreich und Belgien seit jeher ein Café Liégeois war, der wurde dieser Tage durch die Berichte zum 100. Jahrestag des deutschen Einmarschs in Belgien eines besseren belehrt. Bis 1914 war das nämlich ein Wiener Kaffee, ein Café Viennois.

Nachdem die Belgier den deutschen Vormarsch auf Frankreich Anfang August 1914 an der Maas tagelang aufgehalten und den Franzosen so deutlich mehr Zeit für die Vorbereitung auf den deutschen Angriff verschafft hatten, ist der Stadt Lüttich kollektiv der französische Orden der Ehrenlegion verliehen worden, die Station Berlin der Pariser Metro heißt seither Liège und der ehemals Wiener Kaffee wurde zum Café Liégeois. So heißt er noch heute.

Wobei der Eiskaffee wohlgemerkt nicht mit den Produkten der Firma Café Liégeois in Herve zu verwechseln ist. Die heißt so, weil sie der Familie Liégeois gehört. Deren Kaffee ist aber auch von ganz hervorragender Qualität. So gut, dass es seit vielen Jahren in diesem Haushalt nichts anderes mehr gibt. Wer nach Verviers kommt, sollte unbedingt einen Abstecher in die Rue de l'Harmonie 44 machen. Dort gibt es ihn nicht nur zu kaufen, man kann ihn auch an Ort und Stelle genießen. Bonne dégustation !