Sonntag, 30. März 2014

Hayange hat jetzt auch einen FN-Bürgermeister

So etwas passiert, wenn die klassischen Parteien sich beim zweiten Wahlgang nicht einmal auf eine Taktik einigen können, um den Sieg der Rechtsextremen zu verhindern.

Jetzt haben 36 Prozent der Stimmen gereicht, um den Kandidaten des Front National in Hayange auf den Stuhl des Bürgermeisters zu bringen. Damit regiert dort künftig ein 35jähriger Gemeindearbeiter, der schon vor Jahren aus der Gewerkschaft ausgeschlossen worden wurde und sich bisher vor allem als engagierter Rassist hervorgetan hat.

Helfen wird es den Leuten in Hayange natürlich nicht im geringsten, aber wundern darf man sich auch nicht, nachdem die Sarkozy-Regierung sie nach Strich und Faden verarscht hat und die Sozialisten im Zusammenhang mit der Stilllegung des Hüttenwerks außer großen Worten auch nichts auf Reihe bekommen haben. Das tolle neue Florange-Gesetz hilft ihnen auch nicht mehr.

Das Foto zeigt die Hochöfen des mittlerweile stillgelegten Arcelor-Hüttenwerks in Hayange bzw. Florange. 

Samstag, 29. März 2014

Noch ein belgisches Radio

Weil es so schön ist. Na gut... wieder schön werden soll. Dieses Radio ist um 1935 im Philips-Werk in Leuven gebaut und unter der Marke Siera verkauft worden. Den gleichnamigen Hersteller hatte Philips einige Jahre zuvor übernommen. 

Dieses Gerät ist etwas aufwendiger, hat schon eine mit Sendernamen beschriftete Skala und eine Abstimmanzeige in Form eines kleinen Zeigermesswerks in dem Fensterchen oberhalb der Skala.

Wie man sieht, hat der Zahn der Zeit den Lack mehr als nur angeknabbert und auch im Inneren sieht es richtig nach Arbeit aus. Aber es ist vollständig und alle Röhren sind vorhanden und in Ordnung. Damit steht einer kompletten Restaurierung eigentlich nichts im Weg.

Freitag, 28. März 2014

100 Jahre Hörfunk in Belgien

Heute vor 100 Jahren ist aus Schloss Laeken in Brüssel ein Konzert für die belgische Königin Elisabeth per Radio übertragen worden. Von da an wurde bis zum Ausbruch des ersten Weltkriegs jeden Samstag ein weiteres Konzert gesendet. Diese Sendungen sind die ersten regelmäßigen Rundfunksendungen in Europa gewesen.

1911 war in einem Wirtschaftsgebäude im Park von Schloss Laeken ein leistungsfähiger Längstwellensender für die radiotelegrafische Kommunikation mit dem Kongo errichtet worden. Die Initiative dazu ging von König Albert 1. aus, der auch die Finanzierung übernahm. 


Er und Königin Elisabeth waren an den Versuchen selbst sehr interessiert. Die Königin hatte ein eigenes Empfangsgerät und hatte sich die technischen Grundlagen sowie das Morsealphabet beibringen lassen, um z.B. die Zeitzeichensendung vom Eifelturm in Paris empfangen zu können.

1914 wurde der italienischer Ingenieur Marzi damit beauftragt, ebenfalls in Laeken einen Sender für Telephonie zu bauen. Mit diesem Sender wurde am 28. März 1914 das Konzert gesendet. Es konnte in einem Umkreis von rund 65 km empfangen werden. Zu dieser Zeit gab es in Belgien ganze 26 Empfänger. 


Alle Sendeanlagen wurden im August desselben Jahres zerstört, um sie nicht in die Hände der in Brüssel einmarschierenden deutschen Truppen fallen zu lassen.

Richtig begonnen hat der regelmäßige Hörfunk auch in Belgien erst in den 20er Jahren, damals mit Radio Belgique - heute würde man sagen einem Privatsender - der vom größten Hersteller von Rundfunkgeräten, der Firma SBR (Société Belge Radio-Electrique), betrieben wurde, um den Verkauf der Geräte anzukurbeln. 

Anfang der 30er Jahre wurde dann das staatliche Institut National de la Radio, das INR, gegründet, aus dem später die heutigen Sendeanstalten RTBF für die Wallonie und VRT für Flandern hervorgegangen sind.

Es gibt augenblicklich zwei Ausstellungen zum Thema in Belgien - eine in Brüssel und eine in Leuven

Das Bild zeigt ein belgisches Radiogerät aus den frühen 50er Jahren. Hersteller war die bereits erwähnte Firma SBR, die zu dieser Zeit Luxusversionen ihrer Geräte unter der Marke FNR der von ihr übernommenen Fabrique Nationale Radioéléctrique verkaufte. Die einfachere SBR-Version hatte kein magisches Auge und statt der goldfarbenen eine beige Front.  

Dienstag, 25. März 2014

Zinksulfid

Die Universität Lüttich hat heute in Verviers bei einer Pressekonferenz das Ergebnis ihrer Untersuchungen an der leuchtenden Madonnenstatue aus Jalhay bekannt gegeben. Die Glasur enthält Zinksulfid.

Dass die Leuchtwirkung erst vor einigen Wochen aufgefallen ist, könnte nach Meinung der Wissenschaftler daran liegen, dass sich die Beleuchtung in der Umgebung geändert hat, z.B. beim Ersatz einer Glühlampe durch ein LED-Leuchtmittel, dessen Licht eine andere spektrale Zusammensetzung aufweist.

Sonntag, 23. März 2014

Kondome für den Vatikan

Unerhört: Jemand hat versucht, mit der Post Kondome in den Vatikan zu schmuggeln. Da hat auch die plumpe Tarnung mit dem Kokain nicht geholfen.

Samstag, 22. März 2014

UK Competition Commission vs. MFL - die nächste Runde

Die britische Wettbewerbsbehörde lässt nicht locker, nachdem das Berufungsgericht sie Ende letzten Jahres aufgefordert hatte, zu prüfen, ob sie überhaupt zuständig sei. Das hängt nun angeblich von der Frage ab, ob Eurotunnel mit dem Erwerb der Aktiva der zu diesem Zeitpunkt längst abgewickelten Seafrance ein Unternehmen übernommen oder nur ein paar Schiffe gekauft hat.

Nein, tönt es nun bei der Competition Commission, Eurotunnel habe sehr wohl ein Unternehmen übernommen, denn sie hätten Schiffe erworben, die für den Einsatz zwischen Calais und Dover ohne Umbauten geeignet waren, und sie hätten bereits ausgebildetes Personal einstellen können. Dadurch habe MFL den Betrieb schneller aufnehmen können und so einen Wettbewerbsvorteil gehabt.

Und das wäre nicht der Fall gewesen, wenn DFDS, P&O oder die Heilsarmee die Schiffe gekauft und ehemalige Mitarbeiter von Seafrance eingestellt hätte? War das Problem nicht bisher die angeblich zu sehr dominierende Marktposition von Eurotunnel?

Damit steht die ganze Eurotunnel-MFL-Geschichte jedenfalls wieder auf der Kippe. Das neue Urteil der Kommission soll im Mai verkündet werden.

Dienstag, 18. März 2014

Die Invasion der leuchtenden Madonnen

1933 ist in Banneux in den belgischen Ardennen eine leuchtende Madonnenstatue aufgetaucht, woraufhin sich dieses bis dahin beschauliche Örtchen zu einem beliebten Wallfahrtsort entwickelt hat. 

Man hat der Statue eine Kapelle errichtet, und es gibt die übliche Auswahl an Andenken und Devotionalien zu kaufen, allem voran verschiedene Nachbildungen des Originals. Die sind im Lauf der Jahre zu Abertausenden gekauft worden und stehen in vielen belgischen Haushalten auf dem Küchenschrank oder dem Kaminsims.

Ein Rentnerehepaar in Jalhay, im Hohen Venn, hat unlängst wundersames bemerkt: seine Marienstatue aus Banneux, die seit vielen Jahren in der Küche des Ehepaars steht, leuchtet abends, schwach aber deutlich sichtbar.

Von diesem Wunder wurde vor zwei Wochen erstmals in La Meuse berichtet und es zog sofort Neugierige und Gläubige an. Der Bischof von Lüttich beauftragte den Kurator von Banneux damit, die ganze Sache in Augenschein zu nehmen, und der bestätigte vor laufenden Kameras, das Leuchten mit eigenen Augen gesehen zu haben. 

Seither riss der Zustrom der Besucher erst recht nicht mehr ab, und am nächsten Wochenende musste die Polizei schon am Freitagabend für Ordnung sorgen, denn es standen rund eintausend Pilger vor der Tür, die das leuchtende Wunder in der Küche selbst in Augenschein nehmen wollten. Sonntags waren es bereits 1500 und die Gemeinde sah sich gezwungen, Drängelgitter und Dixi-Klos heranzuschaffen. Es kursierten die ersten Gerüchte über Busreisen, die in den benachbarten Niederlanden organisiert würden.

Als dann noch die erste wundersame Heilung eines lütticher Busfahrers, der am Vorabend seines Skiurlaubs spontan von einer Erkältung geheilt worden war, die Schlagzeile von La Meuse erreicht hatte, wuchs die ganze Sache den Besitzern von Küche und Muttergottes endgültig über den Kopf.

Sie baten die Universität Lüttich, die Statue abzuholen und zu untersuchen, ob das vermeintliche Wunder nicht einen viel profaneren Grund haben könnte, z.B. einen phosphoreszierenden Effekt der Glasur. Mittlerweile befindet sie sich in Lüttich, und in Jalhay ist vorerst wieder Ruhe eingekehrt. Es ist auch schon beschlossen worden, dass das Standbild künftig an einer anderen Stelle im Ort aufgestellt werden soll.

Ob das noch nötig sein wird, ist jedoch fraglich, denn unterdessen kommt es zu einer wahren Invasion leuchtender Madonnen und die Theorie mit der phosphoreszierenden Glasur scheint sich zu bestätigen, denn es melden sich nach den ganzen Berichten in den Medien immer mehr Leute, die auch eine haben. In Plombières steht eine, und in Seraing ebenfalls. Alle stammen offenbar aus der gleichen Produktion und alle leuchten im Dunkeln. Nur die aus Seraing ist nicht beige wie alle anderen, sondern dunkelbraun. Ihre Besitzerin hat sie von den Großeltern geerbt, und die seien beide starke Raucher gewesen.  

Und so ist anzunehmen, dass es um die ganze Angelegenheit bald wieder still werden wird. Auch das einzige wirkliche Wunder, das Einzelhandel und Gastronomie in Jalhay in den vergangenen beiden Wochen erlebt haben, wird wohl nur von kurzer Dauer gewesen sein.  

P.S.: Wie man mir heute aus gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen mitgeteilt hat, hat 1933 in Banneux keine Statue geleuchtet, sondern es ist die Chefin persönlich erschienen. Leuchtend, versteht sich. Ich bitte, das Versehen zu entschuldigen.  

Sonntag, 16. März 2014

BBC Radio 3 - Surround-Versuchssendungen im Internet

BBC Radio 3 überträgt seit gestern und bis Ende des Monats eine Reihe von Live-Konzerten aus dem Southbank Centre in London im Internet in Surround, und zwar in HTML5 mit MPEG-DASH. 

Leider geht auf der Hörerseite nur Google Chrome. Der Grund dafür ist laut BBC, dass diese Lösung ohne Plug-ins funktioniert. Es wird auch nicht das volle 5.1-Format genutzt, weil das bei Klassik ohnehin Unsinn ist, sondern 4.0.

Mehr zum Thema:
- in einem FAQ

- im Blog von Radio 3
- im generell sehr interessanten BBC R&D-Blog

Viel Spaß beim Hören.

Samstag, 15. März 2014

Pixels of Paradise

Heute beginnt in Lüttich die Internationale Biennale für Fotografie und Bildende Kunst, BIP 2014, unter dem Titel Pixels of Paradise - Image and Belief

Wie der Titel erahnen lässt, geht es auch um den Glauben, das aber in einer... nunja... eher belgisch-surrealen Sichtweise, die Monseigneur Léonard sicher nicht immer gefallen wird.

Alle weiteren Infos zu den Ausstellungen und Veranstaltungsorten gibt es auf der Website der Biennale.

Donnerstag, 13. März 2014

Geld zuviel? Da haben wir was für Sie!

Ab 31. März kann man in Belgien die Leute, die Geld zuviel haben, noch einfacher erkennen. Die können sich nämlich ab diesem Tag ein Wunschkennzeichen an ihr Auto schrauben - für schlappe 1000 Euro. 

Mittwoch, 12. März 2014

Smogalarm in Belgien - Nahverkehr in der Wallonie kostenlos

Morgen (also Donnerstag) und mindestens noch übermorgen ist in ganz Belgien Smogalarm. Auf etlichen Autobahnabschnitten gilt dann eine Geschwindigkeitsbeschränkung von 90 km/h. 

Die Sache hat aber auch ihr Gutes: Die Busse und Bahnen des Nahverkehrs (TEC) in der Wallonie dürfen kostenlos benutzt werden. Man muss sich nur beim Fahrer ein kostenloses Smog-Ticket abholen, das bei Kontrollen vorzuzeigen ist.

Toots geht in Rente


Wenige Wochen vor seinem 92. Geburtstag hat der belgische Musiker angekündigt, seine Karriere zu beenden. Er sei nicht mehr in Form, ganze Konzerte durchzustehen.

Möge er noch lange unter uns bleiben. Wir werden ihn auch so ganz sicher nicht vergessen. Ich hätte ihn gern einmal live gesehen. Letztes Jahr hätte es in Ostende fast geklappt. Schade. 

P.S.: Gerade habe ich in Het Nieuwsblad gesehen, das dieses Konzert überhaupt sein letztes war. 

Montag, 10. März 2014

Nicht mehr belgisch - nur noch nah

Belgacom bietet ab Ende des Jahres alle ihre Produkte - Festnetz, Mobiltelefon und Internet - nur noch unter der Marke Proximus an. Die war bisher nur für mobiles Telefon und mobiles Internet im Gebrauch. 

Damit soll das ganz tolle Wachstum herausgestellt werden, dass sie ab 2016 wieder hinlegen werden, hat die neue Generaldirektorin des Unternehmens heute erklärt. Die Wahl der Marke Proximus soll das widerspiegeln, hat sie gesagt. Ja denn.

Dominique Leroy, so heißt sie, ist erst seit Kurzem im Amt. Didier Bellens, ihr Vorgänger, war letztens mächtig über den Hauptaktionär - den belgischen Staat in Gestalt der Föderalregierung - hergezogen. Daraufhin hatte der zuständige Minister ihm gedankt: Il a été remercié. Das ist im Französischen die Formulierung, wenn ein Manager - wie es auf Deutsch heißt - gegangen wird.

Unseren mobilen Internetzugang bei Belgacom, Proximus, oder wie auch immer sie nächste Woche heißen mögen, haben wir jedenfalls vorgestern per E-Mail gekündigt. 

Heute hatte ich daraufhin eine Nachricht in der Sprachmailbox: Sophie von Proximus wollte mich wegen der Kündigung sprechen. Interessant war dabei, dass Sophie den typischen nordfranzösischen Akzent der Leute aus Boulogne oder Calais hatte - da halt, wo die ganzen Callcenter von Armatis und Konsorten in Frankreich sitzen. 

Der Pas-de-Calais hat nämlich als ausgesprochen strukturschwache Region unterdessen im französischen Sprachraum die weitaus höchste Dichte von Callcentern. Dass aber selbst die Belgier von dort telefonieren lassen, war mir neu.

Samstag, 8. März 2014

Stabile Seitenlage

Chef, mein rechter Seitenspiegel ist kaputt...

Typisch belgischer Alleinunfall. Weit und breit niemand zu sehen. Kein Fahrer, keine Polizei, kein Abschlepper, nix. Keine sichtbaren Brems- oder Schleifspuren, kaum Schäden am Fahrzeug - offenbar auf dem letzten Meter noch umgekippt. 

Da war wohl die bpost etwas zu heftig abgegangen.

Plombières (B), 8.3.2014

Donnerstag, 6. März 2014

Y'a plus de saisons

Es gibt keine Jahreszeiten mehr, sagt der Franzose, wenn es im Juni noch friert, an Weihnachten viel zu warm ist oder die Osterhasen schon im Januar im Regal stehen.

Draußen laufen gerade die Jungs von der Stadtreinigung mit den Laubbläsern herum.

Dienstag, 4. März 2014

Larks(pur) verlässt Ostende

Die Larkspur verlässt gerade den Hafen in Ostende. Sie fährt nach Sas van Gent zu einer Reparaturwerft. 

Es heißt, sie sei von einer albanischen Reederei gekauft oder gechartert worden, um sie im östlichen Mittelmeer einzusetzen.