Dienstag, 30. Juni 2015

MFL: Spirit of France unterwegs nach Boulogne

Jetzt wird es interessant. Die Spirit of France, also eine der beiden neuen Riesenfähren von P&O, ist auf dem Weg nach Boulogne, wahrscheinlich leer und zu Anlegeversuchen.

Offenbar wollen sie Vercoutres Jungs jetzt einmal so richtig zeigen, was eine Harke ist.

MFL: Streik, zweiter Tag

Nichts geht in Calais. DFDS fährt mit den 3 D's und der Calais Seaways nach Dünkirchen und gerade ist die Pride of Burgundy mit einer vollen Ladung LKW unterwegs nach... Boulogne! 

Sie wird allerdings nur entladen und für die Rückfahrt keine Fahrzeuge mitnehmen. Wahrscheinlich wäre es vom Personal her nicht so einfach, das Terminal in Boulogne für abgehenden Verkehr mit Passkontrolle, Sicherheitscheck usw. zu besetzen.

P&O hat vor ein paar Jahren in Boulogne Anlegeversuche mit der LKW-Fähre European Seaway gemacht, die auch problemlos gelaufen sind. Die drei  Kastenbrote (Pride of Burgundy, Kent und Canterbury) haben identische Abmessungen. Rein technisch wäre also ein Betrieb zwischen Dover und Boulogne mit drei Schiffen möglich. Vielleicht erleben wir in den nächsten Tagen noch eine Überraschung.

Das Foto zeigt das Terminal in Boulogne 2010 mit der seinerzeitigen Ostend Spirit (alias Norman Spirit, die jetzige Calais Seaways).

Update, 14.15 Uhr:  P&O setzt tatsächlich alle drei Kastenbrote nach Boulogne ein. Offenbar aber nach wie vor nur in Richtung Kontinent. 

Der Tunnel ist mittlerweile auch wieder blockiert. Die Eurostar-Züge fahren ebenfalls nicht. Dazu kommen weitere Aktionen wie eine action escargot auf der A16 zwischen Calais und Loon Plage, um den Verkehr zum Fährterminal in Dünkirchen zu behindern. Diese "Aktion Schnecke" ist sonst eine beliebte Protestform unzufriedener Landwirte oder Fernfahrer. Sie behindern einfach mit einem Pulk im Schritttempo fahrender Fahrzeuge den Verkehr.

La Voix du Nord berichtet von ersten Sabotagemaßnahmen auf den Schiffen Rodin und Berlioz. Angeblich haben Vercoutres Partisanen die Evakuierungsanlage mit den Notrutschen funktionsunfähig gemacht.

Update, 19.00 Uhr: Die Polizei in Kent hat erstmals Phase 3 von Operation Stack ausgerufen. Jetzt wird auch die Fahrbahn Richtung London der M20 zum LKW-Parkplatz umfunktioniert.  

Derweil sind die Streikenden der SCOP aus dem Terminal des Kanaltunnels entfernt worden, haben aber schon die nächste Blockade angekündigt. Außerdem blockieren sie nun auch die Zufahrt zum Fährterminal in Dünkirchen. 

Die französische Politik wird ebenfalls aktiv. Morgen soll es ein Treffen von Vertretern der SCOP mit Verkehrsstaatssekretär Vidalies geben und für Freitag wird ein Treffen von Tunnelchef Gounon mit dem französischen Wirtschaftsminister Macron in Aussicht gestellt, das Gounon allerdings davon abhängig macht, dass die Leute der SCOP bis dahin die Schiffe verlassen haben, was Vercoutre energisch zurückweist. Der hat bei einer Pressekonferenz erklärt, der Hafen in Calais werde bis auf weiteres blockiert.
 

Montag, 29. Juni 2015

MFL: Wieder Streik in Calais

Heute Nachmittag hat das Gericht in Boulogne sur Mer den Antrag der SCOP Seafrance, die Laufzeit des Vertrags zwischen Eurotunnel und SCOP um zwei Monate zu verlängern, um der SCOP mehr Zeit zu geben, ihr Angebot zur Übernahme der MFL auszuarbeiten, abgelehnt. Damit läuft dieser Vertrag am Dienstagabend um Mitternacht aus.

Als Reaktion darauf haben die Mitarbeiter der SCOP den Streik ausgerufen. Sie haben die Anleger für die Fähren besetzt und der Hafen ist damit blockiert. Das dürfte jetzt eine Weile so bleiben. 

Die Spirit of France war gerade vor Calais eingetroffen und ist nach Dover zurück gefahren. 

Als nächstes wird es wohl wieder zu Blockaden beim Tunnel kommen, denn dort sitzt nach den Gewerkschaftlern der MFL der böse Feind in Gestalt von Jacques Gounon, dem CEO von Eurotunnel.

In Calais sitzen Busladungen von Schulkindern fest und auch die Fernfahrer auf beiden Seiten des Kanals sind in den nächsten Tagen nicht zu beneiden, zumal Temperaturen von 35 Grad und mehr vorhergesagt werden.

Auf der englischen Seite wird in den nächsten Stunden die sog. Operation Stack eingeleitet werden. Das ist ein Notfallplan, der für Probleme bei Tunnel und Fährverkehr vorgesehen ist. Dann werden bestimmte Autobahnabschnitte (z.B. Maidstoine - Ashford) gesperrt und zu LKW-Parkplätzen umfunktioniert, weil weder in Dover noch am Tunnelterminal ausreichend Platz vorhanden ist, um solche Mengen an LKW unterzubringen. 

P.S., 21.00 Uhr: Stufe 1 von Operation Stack ist in Kraft. Wenn es noch dicker kommt, sperren sie in Stufe 2 auch die Gegenrichtung, um noch mehr LKW aufzufangen.

Aktuelle Lageinformationen von P&O gibt es bei Twitter.

Dienstag, 23. Juni 2015

MFL: Streik in Calais

Der Fährverkehr zwischen Dover und Calais liegt seit dem frühen Morgen völlig still. Bei MFL wird gestreikt und die Streikenden haben die Anleger des Hafens in Calais besetzt. Die Malo Seaways der DFDS lag bereits vor Calais und  musste nach Dover zurückfahren, ohne entladen zu können. 

Auch das Terminal des Kanaltunnels war vom frühen Morgen an blockiert worden, bis es gegen Mittag von den CRS geräumt wurde. Auf den Zubringern zum Hafen und Tunnel sowie auf der A16 stauen sich die LKW kilometerweit. Der Hafen soll noch bis mindestens 20 Uhr geschlossen bleiben. 

DFDS lässt die Calais Seaways vorerst zwischen Dover und Dünkirchen verkehren. Mit der Malo Seaways ist das nicht möglich, da es bisher nie Anlegeversuche in Dünkirchen gegeben hat und sie für dort keine Zulassung hat.

In Calais kreisen erste Zahlen zur Anzahl der Mitarbeiter, die DFDS von der SCOP Seafrance übernehmen will, und die sind erschreckend niedrig. Die Rede ist von etwa 120. Das nährt Gerüchte, dass DFDS eventuell nur eines der beiden Schiffe von Calais aus verkehren lassen will. 

Update, 16.50 Uhr: Der Tunnel ist auch wieder blockiert. Jetzt machen die Jungs von der SCOP ihr Feuerchen auf den Eisenbahnschienen. Dabei dürften im Zweifelsfall Schwellen und Leitungen beschädigt werden, was für einen längeren Ausfall sorgen könnte.

Montag, 22. Juni 2015

MFL: Das war es denn wohl

Heute hat DFDS in einer Pressemitteilung offiziell bestätigt, das sie die beiden Fähren Berlioz und Rodin zum 2. Juli von Eurotunnel übernehmen werden. Da Eurotunnel die Schiffe vor 2017 nicht verkaufen darf, werden sie von DFDS vorerst nur gechartert. Es besteht jedoch eine Kaufoption, die bis MItte 2017 ausgeübt werden kann und bei der die bereits gezahlte Chartergebühren auf den Kaufpreis angerechnet werden.

Auf der Website von MFL lesen wir seit heute den folgenden Text: 

Aufgrund von Umständen, die außerhalb des Einflussbereichs von MyFerryLink liegen, stellen wir ab dem 2. Juli unseren Betrieb ein. Bis zu diesem Datum nehmen wir Buchungen an und hoffen, Sie vor diesem Datum an Bord begrüßen zu dürfen. Alle Buchungen für Reisen nach dem 2. Juli werden erstattet. Wir bitten Sie, uns unter der Rufnummer 0844 2482 100 zu kontaktieren, um Möglichkeiten des weiteren Vorgehens zu besprechen, wenn Sie eine Überfahrt nach dem 2. Juli gebucht haben.

Wenn DFDS die Schiffe tatsächlich schon am 2. Juli in eigener Regie einsetzen will, muss einiges jetzt sehr schnell gehen, denn ob und wie viele der SCOP-Mitarbeiter DFDS übernimmt, ist weiterhin ebenso offen wie alle weiteren Bedingungen, z.B. unter welcher Flagge die Schiffe fahren sollen. 

Rattazong... (Finale)

Letztens haben sie in Lüttich endlich die letzten drei der schrecklichen Hochhäuser in Droixhe abgerissen, diesmal offenbar in einer völlig anderen Technik als bei den beiden äußeren vor einigen Jahren.

Bei Fratzenbuchs gibt es ein sehr interessantes Video dazu. Vorzugsweise in HD und im Vollbildmodus zu genießen.

Donnerstag, 18. Juni 2015

Die 2,5-Euro-Münze

Die Belgier feiern dieses Wochenende mit großem Tamtam den 200. Jahrestag der Schlacht von Waterloo und wollten dazu eine offizielle 2-Euro-Münze herausgeben. Das war Frankreich überhaupt nicht recht und sie haben mit ihrem Veto gedroht.

Nun gibt es eine 2,5-Euro-Münze, die aber kein offizielles Zahlungsmittel ist. Die Franzosen sind zwar immer noch mächtig verschnupft, aber dagegen können sie nichts machen. 

Die Voix du Nord aus Lille zieht in einem Artikel gegen die "Festlichkeiten" - in Gänsefüßchen, wie bei uns früher die "DDR" - zu Felde und fragt sich, wie man ein derart grausames Gemetzel auch noch feiern könne. 

Mit den diversen Triumphbögen und Straßennamen zu den großen napoleonischen Siegen, die man in Frankreich an allen Ecken findet - Paris ist voll davon, z.B. die Avenue d'Iéna, Rue d'Austerlitz, Avenue de Wagram usw. - haben sie offenbar weniger Probleme.

Mittwoch, 17. Juni 2015

Schleuse in Lanaye fast fertig

Die größte Baustelle in der Wallonie steht kurz vor der Fertigstellung. Die neue Schleuse, die bei Lanaye den Albertkanal mit der Maas verbindet, soll im August in den Probebetrieb gehen.



Die Schleusenkammer ist 220 x 32 m groß und wird diese wichtige Verbindungsstelle im europäischen Wasserstraßennetz auch für größere Schubverbände befahrbar machen.

Auch für kleinere Schiffe werden sich die Wartezeiten vor der Schleuse, die bisher bei großem Andrang acht Stunden und mehr erreichen, wesentlich verkürzen.

Sonntag, 14. Juni 2015

MFL: Weiterhin alles offen

Nix ist entschieden in Calais und die Dinge sind weit davon entfernt, so klar zu sein, wie Eurotunnel-CEO Jacques Gounon letzte Woche glauben machen wollte. 

Es ist nichts unterschrieben zwischen DFDS und Eurotunnel, die Anzahl der eventuell zu übernehmenden Mitarbeiter steht völlig in den Sternen, und das Handelsgericht in Paris ist bislang nicht einmal gefragt worden, ob es einem solchen Deal überhaupt zustimmen würde. 

Böse Zungen behaupten bereits, Gounons Anruf bei Didier Cappelle mit der Ankündigung des Verkaufs an DFDS sei nur ein cleverer Stunt gewesen, um Cappelle loszuwerden. Dessen Herzkrankheit und leichte Erregbarkeit waren in Calais schließlich kein Geheimnis. 

Vergangenen Mittwoch haben CMA und DFDS angekündigt, beim Supreme Court in GB die Zulassung ihrer Berufung gegen das letztens zugunsten von MFL ergangene Urteil des  Appeals Court zu beantragen.

Letzten Donnerstag hat das Handelsgericht in Boulogne in Erwartung eines anstehenden Konkurses das Gläubigerschutzverfahren über die SCOP Seafrance eröffnet. Die Jungs im Aufsichtsrat der SCOP sehen darin aber noch lange keinen Grund, kein Übernahmeangebot für MFL samt der Schiffe abzugeben. 

In der nächsten Folge von Wahnsinn in Calais: Gounon wirft noch mehr Nebelkerzen, während die SCOP Seafrance die Stena Line übernimmt, die CMA Berufung gegen ihre eigene Berufung einlegt und Cappelle wieder aus dem Grab steigt. Gleich nach der Werbung geht es weiter...

Dienstag, 9. Juni 2015

Die Knöllchenquote

Dass den belgischen Behörden die Anzahl der Bußgeldbescheide wegen zu schnellen Fahrens über den Kopf wächst, wissen wir schon länger. Die mit allem anderen bereits überlasteten Staatsanwaltschaften sammeln die Anzeigen der Polizei teilweise in Säcken und stapeln sie unbearbeitet im Keller.

Nun erfahren wir, dass zwischenzeitlich die Toleranzen der Radargeräte, also die Grenze, ab der sie blitzen, nach oben gesetzt worden waren. Aber auch das hat offenbar nicht geholfen. Nun soll es Quoten geben. Wenn die erreicht sind, werden die Kameras abgeschaltet.

Montag, 8. Juni 2015

Eurotunnel verkauft Rodin und Berlioz an DFDS

Eurotunnel hat am Sonntagabend bekannt gegeben, dass sie die Rodin und die Berlioz per Mietkauf an DFDS abgeben. Angeblich hat DFDS zugesagt, 370 Arbeitsplätze an Bord und 106 an Land zu erhalten.

Die NPC will Eurotunnel behalten und selbst weiter betreiben.

Dann war es das ja wohl mit MFL. Was für ein Jammer.

Update, 8.6., 10.10 Uhr: Die Schiffe der MFL liegen in Calais, die Besatzungen streiken. Didier Cappelle ist heute Nacht einem Herzinfarkt erlegen. Schade, dass er nicht mehr miterleben kann, was er angerichtet hat.

Update, 8.6., 14.00 Uhr: Alle drei Schiffe fahren wieder. Angeblich hat an Bord der Berlioz eine Betriebsversammlung stattgefunden. Vielleicht kommt es ja wirklich so, dass sie sich in die neue Situation fügen, ohne dass es zu einem großen Aufstand kommt. 

Mittwoch, 3. Juni 2015

MFL: Untergang mit Ankündigung

In der Lokalpresse sind seit gestern mehrere Interviews mit Jacques Gounon, dem CEO von Eurotunnel, erschienen, in denen er das Ende von MFL und damit auch der SCOP Seafrance ankündigt. 

Laut Gounon hat das Berufungsgericht in GB einzig die Entscheidung aufgehoben, nach der sich die damalige UK Competition Commission im Fall MFL überhaupt für zuständig erklärt hatte. Die Umwandlung in die Competition and Markets Authority sei mit einer erheblichen Ausweitung der Befugnisse verbunden und es sei damit zu rechnen, dass auch die CMA weiterhin versuchen werde, Eurotunnel bzw. MFL anzugreifen. 

Wegen dieser Vorgeschichte und der weiteren Unsicherheit sei man nicht in der Lage gewesen, ordentlich zu planen. Auch habe es deswegen keine vernünftigen Angebote für MFL gegeben, denn die CMA ginge weiterhin von einem Überangebot im Fährgeschäft zwischen Calais und Dover aus und werde wahrscheinlich auch einem Nachfolger Probleme bereiten.

Die Angebote zur Übernahme der Schiffe seien so niedrig, dass sie nicht ernstzunehmen seien. Ein Angebot von Stena Lines sei mit so vielen Bedingungen verknüpft, dass es ebenfalls nicht realistisch sei.

Eine weitere Zusammenarbeit mit der SCOP Seafrance schließt Gounon kategorisch aus. Der neuen SCOP, die die Gewerkschaft Force Ouvrière auf die Beine stellen will, räumt er keine Chancen ein. 

Gounon wörtlich: " MFL ist tot." Schade.