Montag, 30. Januar 2012

Heute Generalstreik in Belgien

Für heute haben die belgischen Gewerkschaften zu einem Generalstreik aufgerufen. Es geht dabei um den Widerstand der Arbeitnehmer gegen eine Reihe von Sparmaßnahmen zum Abbau der Staatsverschuldung, z.B. eine Erhöhung der Altersgrenze für den Vorruhestand und Verschärfungen der Bestimmungen über den Bezug von Arbeitslosengeld.

Und weil es Generalstreiks in dieser Form in Deutschland nicht gibt, hier eine kurze Beschreibung, was da passiert. Denn es wird nicht nur einfach in der Weise gestreikt, daß die Leute nicht zur Arbeit gehen, sondern die Streikenden, vor allem diejenigen, die in den Gewerkschaften aktiv sind, tun einiges, um auch diejenigen, die eigentlich nicht streiken wollen, von der Arbeit abzuhalten. Vor allem sind das die klassischen Streikposten vor den bestreikten Betrieben, aber das ist noch lange nicht alles.

Ganz davon abgesehen, daß der gesamte öffentliche Dienst und damit auch der öffentliche Personenverkehr ausfallen, was allein schon für ein gehöriges Chaos sorgt, blockieren die Streikenden mit mobilen Streikposten Verkehrsknotenpunkte und Zufahrten zu Industriegebieten. Besonders der Ring um Brüssel ist ein beliebtes Ziel für solche Aktionen.

Die rechtliche Zulässigkeit derartiger Maßnahmen ist zwar mehr als fragwürdig, aber unternommen wird dagegen wenig bis nichts.

Wer morgen nicht nach Belgien muß, sollte jedenfalls nicht hinfahren. Auch die Thalyszüge von und nach Paris fallen vollständig aus.

Passend dazu noch ein wenig Musik. Es spielt das Fanfarenkorps der Amis Unis aus Eben-Emael:

Sonntag, 29. Januar 2012

Mal wieder typisch...

...daß die Leute, die auf Google suchen, immer nur das eine im Kopf haben:

Verschluckt...

Was unsereinen schon mächtig stören kann, ist bei einem Rundfunksprecher natürlich besonders gemein. Gestern hat es Anina Meeus während der großen Morgennachrichten um 8.00 Uhr besonders heftig erwischt:



Die Meldung als solche ist übrigens auch interessant. Ein Gericht hat einen belgischen Autofahrer, der wegen überhöhter Geschwindigkeit in einem Kreisverkehr die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren hatte, zu drei Jahren Führerscheinentzug auf Bewährung verurteilt.

Das Urteil enthält eine Reihe von Auflagen, so etliche Stunden gemeinnütziger Arbeit, und er muß ein Buch lesen. Das Buch heißt Tonio. Geschrieben hat es der niederländische Schriftsteller A.F.Th. van der Heijden. Es
erzählt die leider wahre Geschichte, wie sein 21jähriger Sohn von einem Raser mit dem Auto überfahren worden und dabei ums Leben gekommen ist.

Samstag, 28. Januar 2012

Belgische Zwangsarbeiter - der deutsche Fiskus gibt keine Ruhe

Bereits im letzten Herbst hatte ich über den Aufruhr berichtet, den es in Belgien berechtigterweise gegeben hatte, nachdem die deutsche Regierung beschlossen hatte, die Rentenzahlungen, die ausländische Zwangsarbeiter für ihre Arbeit unter dem NS-Regime bekommen, künftig mit 18 Prozent pauschal zu besteuern - und das auch noch rückwirkend bis 2005. Die ganze Sache machte Schlagzeilen quer durch die belgische Presse und es gab eine Anfrage auf Regierungsebene. Daraufhin wurde den Belgiern mitgeteilt, das habe sich erledigt und es würde keine Besteuerung geben.

Nun landen erneut Steuerbescheide in belgischen Briefkästen. So etwa bei der Familie Debusschere im flämischen Menen.

1942, während Belgien von den Deutschen besetzt war, war Albert Debusschere aus Menen abends auf dem Nachhauseweg. Er wurde von einer deutschen Patrouille aufgegriffen und wegen Überschreitung der Ausgangssperre für den Rest des Krieges als Zwangsarbeiter nach Deutschland verschleppt. Jahrelange harte Arbeit ohne Lohn.

Erst an seinem 65. Geburtstag erfuhr er, daß er dafür eine Rente bekommen könnte, die er daraufhin beantragte. Zugestanden wurden ihm 400 Euro - jährlich. Albert Debusschere ist vor einigen Jahren gestorben und seine Witwe erhält nun die Rente.

Die hat unterdessen wieder Post bekommen. Eine Frau B. vom Finanzamt Brandenburg verlangt nun doch die Zahlung von Steuern auf die Rente, jedenfalls solange, bis ihr die deutsche Rentenversicherung bestätigt hat, daß sie tatsächlich wegen geleisteter Zwangsarbeit gezahlt wird. So etwas dauert offenbar länger, denn erst einmal gilt ihre Aufforderung, bis spätestens 23. Februar zu zahlen. Sollte sich herausstellen, daß alles seine Richtigkeit habe, könne die Steuer ja erstattet werden.

Dienstag, 24. Januar 2012

Streetview in Belgien mit Proviant

Wenn man Google Streetview in einem Kartenausschnitt von Belgien aktiviert, hat das orangene Streeview-Männchen seit heute eine große Tüte Pommes Frites in der Hand.

Montag, 23. Januar 2012

LDA/DFDS: Norman Spirit ab spätestens 10. Februar in Calais

Laut einem Bericht des französischen Wirtschaftsblatts Les Echos will LDA/DFDS eine Fährverbindung zwischen Calais und Dover anbieten. Spätestens ab 10. Februar soll die Norman Spirit von Calais aus eingesetzt werden.

Der Artikel auf der Website ist leider nur für Abonnenten abrufbar.

Neu im Blogroll: Knarf in the City



Frank Theriault - Mit-PDMLer aus Toronto, Kanada - arbeitet als Fahrradkurier in der Großstadt. Da sind schnelle Reaktion und ein waches Auge überlebenswichtig. Eigenschaften, die auch seiner Street Photography zugute kommen.


Freitag, 20. Januar 2012

Kapitein Kakbroek

Kapitein Kakbroek - Kapitän Hosenscheißer - überschreibt der belgische Standaard heute einen Artikel auf seiner Website. Ihr dürft selbst raten, wer gemeint sein könnte.

Mittwoch, 18. Januar 2012

Semaine du Son 2012



Hauptort der diesjährigen Semaine du Son ist Paris. Aber auch an anderen Orten in Frankreich und im Ausland findet eine Vielzahl von Veranstaltungen statt. Viele davon sind kostenlos.

In Brüssel läuft das Programm vom 24. bis zum 30. Januar, wie schon im letzten Jahr mit Installationen, Konzerten und Vorträgen. Zeiten, Orte und weitere Informationen dazu gibt es hier.

Sonntag, 15. Januar 2012

Seafrance: CFDT Maritime Nord soll ausgeschlossen werden

François Chérèque, der nationale Vorsitzende der französischen Gewerkschaft CFDT, hat heute gegenüber den Medien angekündigt, daß am Dienstag eine Sitzung des nationalen Vorstands stattfinden wird, um die Sektion CFDT Maritime Nord aus der Gewerkschaft auszuschließen.

Die CFDT Maritime Nord ist die Sektion bei der Seafrance in Calais, deren Weigerung, mit anderen Übernahmekandidaten zu verhandeln, letztlich zur Liquidation der Seafrance geführt hat. Diese Weigerung, andere Wege als die Genossenschaft zu untersuchen, wird als Hauptgrund für das Ausschlußverfahren angegeben.

In Anspielung auf Unregelmäßigkeiten bei der Buchhaltung des Betriebsrats und weitere laufende Strafverfahren erklärte Chérèque, es habe eine Unschuldsvermutung gegeben ... aber nun gäbe es konkrete Fakten.

Als weiterer Schritt nach dem Ausschluß der Sektion soll der Ausschluß der lokalen Verantwortlichen - also Capelle, Vercoutre & Konsorten - aus der Gewerkschaft folgen.

Chérèque hat die CFDT-Mitglieder bei der Seafrance in Calais aufgefordert, sich der CFDT-Sektion bei der Reederei Philipps-Louis Dreyfus anzuschließen, und um ihr Vertrauen geworben.

"Es gibt eine andere CFDT," so Chérèque, "eine ehrenhafte. Diese CFDT dort (die in Calais), das sind nicht wir. Diese CFDT wollen wir nicht mehr. Diese CFDT werden wir hinauswerfen."

Endlich. Jetzt kann man nur noch hoffen, daß diese Gestalten bald auch vor Gericht die Quittung für ihren Größenwahn bekommen. Schlimm nur, daß es vorher soweit kommen mußte.

Quelle: Libération

Samstag, 14. Januar 2012

Geschichten aus dem real existierenden Kapitalismus (10)

Heute: Die Content-Schnorrer

"Vor der italienischen Westküste hat sich ein Kreuzfahrt-Unglück ereignet. Waren Sie an Bord oder vor Ort?
Dann schildern Sie Ihre Erlebnisse, schicken uns Bilder oder Videos an spon_panorama_upload@spiegel.de.
Mit der Einsendung bestätigen Sie, dass Sie einer honorarfreien Veröffentlichung zustimmen."

Pentax Hauptsitz für Europa wieder in Hamburg

Still und leise ist der Pentax-Hauptsitz für Europa, der mit der Übernahme durch Hoya nach Paris verlegt worden worden war, wieder nach Hamburg zurückgekehrt.

Jetzt müßten sie nur den Pentax-eigenen Service wieder eröffnen...

Dienstag, 10. Januar 2012

Monsieur Trystram und die Dame ohne Unterleib




Jean-Baptiste Trystram gilt als der Vater des modernen Hafens in Dünkirchen. 1821 als Sohn eines Zollbeamten geboren, hat er mit 10 Jahren die Schule verlassen, sich jedoch selbst weitergebildet, und ist mit 18 Jahren in das Kontor eines Versicherungsmaklers eingetreten, das er bereits mit 22 übernommen, jedoch einige Jahre später wieder abgegeben hat. In den 1850er Jahren kamen die Gründung eines Dampfsägewerks und einer Erdölraffinerie hinzu.


Nach dem Sturz des Empire wurde er als überzeugter Republikaner zum Unterpräfekten ernannt, 1875 zum Abgeordneten gewählt und später zum Senator. Ebenfalls 1875 wurde er Präsident der Handelskammer und förderte in dieser Funktion entscheidend den Ausbau des Hafens, so auch mit dem Bau einer Seeschleuse, die heute noch in Betrieb und nach ihm benannt ist.
Er ist 1906 in Dünkirchen gestorben und unter großer Anteilnahme der Bevölkerung zu Grabe getragen worden.

Sein Denkmal hat im Lauf der Jahrzehnte an verschiedenen Orten in der Stadt gestanden, befand sich zuletzt auf dem Gelände der Schleuse und steht heute an der Einfahrt zum Osthafen.
Über die Dame zu seinen Füßen ist hingegen nur bekannt, daß sie die Stadt Dünkirchen darstellen soll. Sie war auch nicht immer ohne Unterleib, sondern ist in den Wirren des zweiten Weltkriegs beschädigt worden.

Montag, 9. Januar 2012

Seafrance: Aus!

Das Handelsgericht in Paris hat heute um 12.28 Uhr die Beendigung des Geschäftsbetriebs der Reederei Seafrance angeordnet. Damit wird die Gesellschaft liquidiert.

Der Vorsitzende der Kammer hat unterdessen der Presse gegenüber erklärt, daß das Angebot der SCOP den schwerwiegenden Mangel aufwies, keine ausreichende Finanzierung für eine Wiederaufnahme des Betriebs zu beinhalten.

Lange Gesichter bei der CFDT, aber was bitte hatten die erwartet? Das Angebot von Eurotunnel hat nichts daran geändert, daß die gesamte Konstruktion der SCOP auf tönernen Füßen stand und binnen absehbarer Zeit in eine Pleite mit noch höheren Verlusten geführt hätte.

Nachtrag, 14.30 Uhr: Während Politiker aller Couleur erklären, nun müsse nach einer Lösung für die arbeitslos gewordenen Beschäftigten gesucht werden, eskortiert die Polizei die Busse mit den zum Demonstrieren nach Paris gekommenen Seafrance-Mitarbeitern zurück nach Calais, damit sie keine Dummheiten machen. Zuvor hatte Didier Capelle schon die CFDT-Zentrale in Paris stürmen oder die erstbeste Mautstelle auf der Autobahn besetzen wollen.

Nachtrag, 15.00 Uhr: In Calais werden Kräfte der Bereitschaftspolizei CRS zusammengezogen. Auch die allgemeine Polizeipräsenz wird verstärkt.

Nachtrag 15.30 Uhr: Etwa 300 CFDT'ler blockieren die Mautstelle Senlis auf der Autobahn A1, Lille - Paris

Nachtrag, 20.30 Uhr: Die Reederei Louis Dreyfus Armateurs (LDA) hat angeboten, 300 Seeleute von Seafrance zu übernehmen. Das hat soeben die Ministerin für Umweltschutz, Nachhaltige Entwicklung, Verkehr und Wohnungswesen beim Fernsehsender TF1 erklärt.

Seafrance: Eurotunnel will einsteigen

Der Tag, an dem das Handelsgericht in Paris über die Zukunft der Seafrance entscheiden sollte, beginnt bereits vor der Verhandlung mit einem Paukenschlag. Der Generaldirektor von Eurotunnel, Jacques Gounon hat erklärt, sein Unternehmen sei daran interessiert, sich als Mehrheitsgesellschafter an einer Öffentlich-Privaten Partnerschaft zu beteiligen, die die drei großen Schiffe (also mit Ausnahme der NPC) übernimmt und an die SCOP weitervermietet. Dies jedoch nur im Fall einer Veräußerung der Aktiva nach einer Liquidierung der Reederei.

Die Protagonisten der SCOP haben diese Erklärung begrüßt und ihre Anwälte haben daraufhin erklärt, beim Gericht beantragen zu wollen, die Verhandlung auf nächste Woche zu vertagen.

Offenbar bekommt man bei der Kanaltunnelgesellschaft kalte Füße, daß LDA/DFDS im Fall einer Auflösung von Seafrance in Calais aktiv und für den Tunnel zu einer äußerst unbequemen Konkurrenz werden könnte. Der CFDT wiederum kommt diese unerwartete Vertrauenserklärung mehr als gelegen, denn bisher haben sich, wie es heißt, nicht einmal 250 Mitarbeiter gefunden, die bereit wären, ihre Abfindung in die SCOP zu investieren. Damit hat die SCOP bisher erst 11 der benötigten 50 Millionen beisammen.

In einem weiteren Handlungsstrang hat der Generalsekretär der CFDT heute erklärt, daß ein Ausschluß führender Funktionäre aus der lokalen Organisation in Calais wegen unehrenhaften Verhaltens wahrscheinlich sei, wenn sich gewisse Verdächtigungen bestätigen sollten. Es geht dabei vor allem um Unregelmäßigkeiten in der Buchhaltung des Betriebsrats. Die CFDT-Funktionäre Capelle und Vercoutre verweigern seit Jahren trotz mehrerer Gerichtsurteile die Herausgabe der Unterlagen. Dabei haben sie sogar die Zahlungen von Zwangsgeldern in erheblicher Höhe in Kauf genommen. Aus der Kasse des Betriebsrats, versteht sich.
Außerdem läuft noch ein Verfahren wegen bandenmäßigen Diebstahls durch Mitarbeiter aus den Läden an Bord der Fähren. Laut dem Untersuchungsrichter sind über Jahre große Mengen an Spirituosen verkauft, von den Kunden zurückgegeben und erstattet worden, ohne daß die Flaschen jemals wieder irgendwo aufgetaucht wären. Auch sollen von bestochenen Mitarbeitern an gewerbsmäßige Schmuggler Zigaretten in unzulässigen Mengen verkauft worden sein.

Das gesamte Servicepersonal an Bord war auf Betreiben der CFDT vor Jahren dem kaufmännischen Bereich überstellt und damit dem Kommando der Kapitäne entzogen worden.
Man muß dazu wissen, daß Kapitäne und Offiziere bei der Seafrance nicht der CFDT angehören.

In einem Bericht des Rechnungshofs war schon 2009 die Rede von mafiösen Strukturen im Umfeld der CFDT in Calais.

Die Herren Capelle und Vercoutre sind bereits wegen tätlicher Übergriffe, u.a. auf eine Polizeibeamtin bei einer Demonsration in Le Havre, rechtsgültig vorbestraft. Kritiker des SCOP-Projekts, Gewerkschaftskollegen und Journalisten hatten in den letzten Tagen wiederholt Drohmails und -anrufe erhalten.

Quelle: Libération, Nord-Littoral

Sonntag, 8. Januar 2012

Friterien in Belgien - Oostduinkerke



Zur Abwechslung wieder einmal eine Friterie in Flandern, an der Küste: Restaurant und Friterie Paldy in Oostduinkerke, etwas landeinwärts an der Landstraße von Nieuwpoort Bad nach Diksmuide gelegen. Leckere Frites, ebenso leckere und riesengroße Cervelas und alles in einer netten, familiären Atmosphäre mit Liebe serviert.

Wer etwas mehr ausgeben möchte, kann im vorderen Teil des Restaurants Platz nehmen. Dort gibt es landestypische Fisch- und Fleischgerichte.

Restaurant en Frituur Paldy, Polderstraat 160/Ecke Kinderlaan, 8670 Oostduinkerke - 11.30 bis 14.00 und 17.00 bis 24.00 Uhr. Dienstag Ruhetag

Freitag, 6. Januar 2012

Rue de la Plage



Blick in Richtung Meer. Da, wo heute das Arcelor-Hüttenwerk steht, begannen bis in die 50er Jahre die Dünen. Gleich dahinter lag der Strand.

Fort Mardyck (59), 6. 1. 2012

Pentax K-5, SMC-M 2/35 mm, f8, 1/180 s

Seafrance: Jetzt gehen schon die Schiffe aufeinander los

Gestern hat sich im Sturm die Berlioz losgerissen, ist quer durch das Hafenbecken getrieben und hat die Ile de Batz, einen Kabelleger, angerempelt. Beide Schiffe sind beschädigt worden. Die Ile de Batz gehört pikanterweise LDA.

Bei Seafrance halten jetzt alle den Atem an, was am Montag beim Handelsgericht passieren wird. Die Protagonisten der SCOP hatten bis heute 18 Uhr Zeit, einen Businessplan vorzulegen.

Heute haben sich über 100 gewerkschaftlich nicht organisierte Mitarbeiter bei einer Versammlung in Calais dafür ausgesprochen, auf jeden Fall noch einmal mit LDA/DFDS zu reden.

Mittwoch, 4. Januar 2012

Es stürmt

Wenige Minuten bevor diese Bilder gestern (Dienstag) nachmittag entstanden sind, habe ich mit dem Handwindmesser eine Spitzengeschwindigkeit von 51 Knoten (94 km/h bzw. 10 Bf) gemessen. Der Wind kam von Südwest; ich hatte ihn also quasi im Rücken. Zum Glück stand ich unter der Heckklappe und im Windschatten des Kombis, sonst wäre trotz Stabilisierung kein scharfes Bild mehr möglich gewesen.



Die Norman Spirit hat sich zum Anlegen im Westhafen von Dünkirchen gleich zwei Schlepper gegönnt. Aventureux und Robuste mußten die Fähre wegen des starken Seitenwinds förmlich an den Anleger drücken.



Die Dover Seaways hat mit dem Ablegen eine ganze Weile gewartet und sich schließlich vom Aventureux rückwärts in die Mitte des Hafenbeckens ziehen lassen, bevor sie - immer noch mit Hilfe des Schleppers - das Wendemanöver für die Ausfahrt riskiert hat. Der geringere Kontrast kommt durch den starken Regen und die aus dem Hafenbecken aufgewirbelte Gischt.

Auf der englischen Seite sah es noch schlimmer aus. Mit nur zwei Schleppern konnten die Fähren in Dover nur der Reihe nach angelegt werden. Alle anderen hielten sich derweil in den Downs, etwas nördlich von Dover, im offenen Wasser auf.

Heute war es tagsüber ruhiger, aber mittlerweile hat der Wind wieder mächtig zugelegt. Draußen rappelt und fegt es gewaltig. Schon am Dienstag waren hier im Nord-Pas-de-Calais rund 19.000 Haushalte stundenlang ohne Strom. Dieses Spiel geht heute nacht in die nächste Runde.

Wir sind eben aus Ostende zurückgekommen. Die Küstenstraße zwischen Ostende und Middelkerke ist derart mit Sand zugeweht, daß sie sie in Richtung Ostende gesperrt haben.

Miss Nokia



Die Dame telefoniert tatsächlich, denn sie symbolisiert die Telefonie und die Telegrafie. Sie hält in der rechten Hand einen heute etwas altmodisch anmutenden Telefonhörer, der auf den ersten Blick fast wie ein Mobiltelefon aussieht - weswegen sie mir auch beim Vorbeifahren aufgefallen war - und unter dem linken Arm einen Morseschreiber.


Sie ist eine von acht Statuen, die der belgische Bildhauer Jules Lagae 1904 für die neue Hauptpost in Ostende geschaffen hatte. Das Postgebäude und vier der Statuen wurden im 2. Weltkrieg zerstört. Die übrigen vier Standbilder lagen viele Jahre vergessen in einem städtischen Depot, bis sie in den 80er Jahren restauriert und auf dem Mittelstreifen der Koninginnelaan aufgestellt wurden.

Foto: Ostende, 4. 1. 2012

Seafrance: Immer noch zu toppen

Das Angebot der Regierung zur Finanzierung der SCOP mit den Abfindungen der Mitarbeiter ist den Herren von der Gewerkschaft CFDT nicht gut genug.

Offenbar fürchten sie, daß sich nicht genug Mitarbeiter darauf einlassen werden. Sie hätten die Gesellschaft lieber einfach so geschenkt.

Dienstag, 3. Januar 2012

Geschichten aus dem real existierenden Kapitalismus (9)

Heute: Die geldlose Bank

Am Morgen konnte der Bäcker den Hunderter nicht wechseln. Ist ja auch nicht die nette Art, dem sowas für zwei Croissants unter die Nase zu halten, nur was will man machen, wenn man sonst nichts mehr hat? Aber Moment, gleich gegenüber ist doch eine Zweigstelle des Crédit Mutuel.


Also flott... naja... jedenfalls durch die verschiedenen Schleusen und Sicherheitstüren in den Kassenraum und mal eben gebeten, den Hunderter etwas kleiner zu machen. Erstauntes Stirnrunzeln der Dame hinterm Thresen. Man habe kein Geld. Pardon, Madame, ist das hier keine Bank? Doch sicher, aber eine geldlose Bank. Man könne am Geldautomaten einzahlen und abheben, aber eine Kasse gäbe es schon lange nicht mehr, in der geldlosen Bank.

Aha. Und demnächst kommt der brotlose Bäcker? Der fleischlose Metzger? Der zuglose Bahnhof?

Und wozu überhaupt noch die ganzen Sicherheitsschleusen der Bank, wenn man, um an Bargeld zu kommen, sowieso den Bäcker überfallen muß?

Seafrance: die SCOP, der Wahlkampf und das gute Geld



Jetzt artet die ganze Seafrance-Affaire auch noch zur Polit-Posse aus. Das Thema ist vorgestern im Elysée zur Sprache gekommen. Nachdem Verkehrsminister Mariani die SCOP wochenlang als nicht tragfähig abgelehnt hatte, verkündet nun die Ministerin für Umweltschutz, Nathalie Kosciusko-Morizet, man könne die SCOP in der Form realisieren, daß die Beschäftigten ihre im Fall der Liquidierung vorgesehene Abfindung als Startkapital in die Gesellschaft einbringen Das soll zusammen mit den von verschiedenen regionalen Körperschaften mehr oder weniger zugesagten Einlagen die erforderlichen 50 Millionen für die Betriebsaufnahme zusammenbringen.

Dazu muß natürlich jeder einzelne Beschäftigte befragt werden, ob er sich an der neuen Gesellschaft beteiligen will oder seine Abfindung lieber ausgezahlt haben möchte. Schon dabei könnte es eng werden. Auch die Zusagen der verschiedenen Städte und Regionen hängen von einer Reihe von Bedingungen ab. Und schließlich ist vorgesehen, daß die SNCF als Eigentümerin die Schiffe behält und für ein Butterbrot an die SCOP vermietet. Ob die bei diesem Kuhhandel mitmacht, steht ebenfalls auf einem anderen Blatt.

Angesichts dieser neuen Entwicklung hat das Handelsgericht in Paris seine ursprünglich für heute vorgesehene Verhandlung zur Zukunft der Seafrance auf den 9. Januar vertagt.

All dies für eine Gesellschaft, die binnen eines Jahres sowieso zum Bankrott verdammt ist, weil das Konzept keinerlei Maßnahmen zur Sanierung der defizitären Reederei enthält. P&O hat bereits eine Klage angekündigt.

Warum man dem schlechten Geld jetzt noch soviel gutes hinterher wirft? In Frankreich wird dieses Jahr der Präsident gewählt und es bestand die Gefahr, daß die Sozialisten das Thema für sich in Beschlag nähmen.

Foto: Seafrance Rodin, Calais, 2. 1. 2012

Montag, 2. Januar 2012

Trostlos-sur-Mer

Sag noch mal einer, ein stillgelegtes Hüttenwerk sei ein trauriger Anblick. Die gleiche Stelle, knapp fünf Jahre später:



Unterdessen liegt das für 40 Millionen gebaute Fährterminal auch verlassen da, nachdem es gerade einmal ein Jahr in Betrieb war.



Der Handelshafen ist mit großem Aufwand ISPS-mäßig eingezäunt, abgesperrt und gesichert worden - und mausetot.



Boulogne Forest Terminal, das letzte Unternehmen, das dort noch Waren umgeschlagen hatte, ist pleite. Das charakteristische Klinckersilo mit zugehöriger Verladeanlage am Ende der Mole haben sie irgendwann seit Oktober abgerissen. Die Kontrollstelle an der Zufahrt zum Handelshafen ist nicht mehr besetzt. Wozu auch noch?

Sonntag, 1. Januar 2012

Aardappelautomaat



Et jitt nix wat et nit jitt
, sagt der Kölner. Es gibt nichts, was es nicht gibt. Hier ist ein weiterer Beleg dafür. Gesehen heute in Ostende.

Bonne Année



Ein frohes Neues allerseits.