Mittwoch, 23. November 2011

Seafrance: NPC noch in Dover, Schlichter ernannt




Zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort - so formuliert es die Voix du Nord in ihrer heutigen Ausgabe. Als die Direktion der Seafrance am 15. November in Erwartung des Urteils des Pariser Handelsgerichts die vorübergehende Einstellung des Betriebs anordnete, war die NPC gerade in Dover. Da liegt sie immer noch. An Bord sind 15 Seeleute, die das Schiff auch nicht verlassen können, denn der Wasserstand im Hafen von Dover steigt und fällt mit den Gezeiten und im gleichen Maß muß die Vertäuung der Schiffe nachgespannt oder gelockert werden. Dazu müssen aber die Generatoren des Schiffs laufen. Die verbrauchen zusammen mit der Heizung rund 6000 Liter Diesel am Tag. 8000 sind noch da. Neuer Diesel ist zwar bestellt, aber der Lieferant will Bares sehen.

Auch mit der Verpflegung wird es langsam knapp. Brot, Milch und Butter sind bereits alle, und die Besatzung ernährt sich von den Vorräten des Bordrestaurants: Salate und Steak Frites aus der Tiefkühlung. Wenigsten liefert der Hafen von Dover mittlerweile Trinkwasser, als humanitäre Geste.

Wie lange dieser Zustand noch andauern soll, ist unklar. Gestern hat das Pariser Amtsgericht, das von den Gewerkschaften angerufen worden war, um die Betriebsaufnahme der Seafrance anzuordnen, einen Schlichter ernannt, der erst einmal feststellen soll, ob die Bedingungen, vor allem hinsichtlich der Sicherheit der Passagiere, erfüllt sind.

Eric Vercoutre, Funktionär der Gewerkschaft CFDT, dürfte sich mehrmals täglich in den Allerwertesten beißen, ob seiner verbalen Entgleisung, man wolle die Schiffe versenken, falls Seafrance an die DFDS ginge. Er beteuert zwar überall, die Belegschaft würde doch niemals ihr Arbeitsgerät zerstören, aber die Anwälte der Seafrance und der SNCF führen bei Gericht genau diese seinerzeit in der Hitze des Gefechts gefallene Drohung an, um die Betriebsaufnahme weiter hinauszuzögern, die Gesellschaft damit auszuhungern und so Tatsachen zu schaffen.

Das Projekt der Übernahme durch die Belegschaft gewinnt derweil an Unterstützung. Verschiedene regionale Gebietskörperschaften haben unterdessen über 10 der angeblich benötigten 20 Mio. Euro zugesagt. Am Freitag wird es ein weiteres Treffen im Verkehrsministerium geben.

Für heute oder morgen wird nun die Entscheidung des Amtsgericht über die Wiederaufnahme des Fährbetriebs erwartet.

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