Sonntag, 20. November 2011

Deutschland verlangt rückwirkend Steuern von belgischen Zwangsarbeitern

Von 1942 bis kurz vor Kriegsende wurden Menschen aus den besetzten Gebieten der Nachbarländer nach Deutschland verschleppt und dort als Zwangsarbeiter eingesetzt. Darunter waren auch 200.000 Belgier. Erst sehr viel später ist diesen Leuten und den Hinterbliebenen derer, die dabei umgekommen sind, für das erlittene Unrecht eine Rente zugestanden worden.

2010 hat die deutsche Regierung in einem Akt unsäglicher Taktlosigkeit beschlossen, diese Renten künftig mit 17 % zu besteuern, und das - man mag es kaum glauben - auch noch rückwirkend ab 2005.

So kommt es, daß in den letzten Wochen in etlichen belgischen Briefkästen ein Schreiben einer brandenburgischen Finanzbehörde gelandet ist, in dem Steuernachzahlungen von mehreren Hundert Euro gefordert werden.

Die ganze Sache hat in den belgischen Medien unterdessen die Schlagzeilen erreicht.

Das alles nur wenige Tage nach dem 11. November, den die Belgier zur Erinnerung an das Grauen, das die Deutschen in zwei Weltkriegen über ihr Land gebracht haben, als einen hohen Feiertag begehen. Fast in jedem Ort findet man ein Denkmal, das an die Opfer erinnert. Dort sind auch die Namen derer eingraviert, die als Zwangsarbeiter in deutschen Fabriken ihr Leben gelassen haben.

Deren Witwen sollen nun von dem Almosen, das Deutschland ihnen nach vielen Jahren nur widerstrebend zugestanden hat, 17% wieder zurückzahlen. Mit Fristsetzung, versteht sich, damit die Belgier gleich wieder sehen, was deutsche Gründlichkeit ist. Nur für den Fall, daß sie es vergessen hätten.

Geht es eigentlich noch geschmackloser, Herr Minister Schäuble? Und warum hat die belgische Regierung immer noch keine Antwort auf ihre Anfrage zu dieser Angelegenheit?

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