Sonntag, 9. August 2015

Nichts Neues unter der griechischen Sonne

"Die Regierung hat dem griechischen Staat wiederholt die Hand ausgestreckt und dazu aufgefordert, einen Vorschlag zu unterbreiten. Dieser Vorschlag hätte weitgehend die besondere Lage berücksichtigen können, in der sich Griechenland befindet. (...) Leider waren unsere Anstrengungen vergebens. Die griechische Regierung hat sich darauf beschränkt, zu erklären, sie habe wegen der Finanz- und Währungsprobleme sowie der Sackgasse, in der sie sich befände, ihren Verpflichtungen nicht nachkommen können."

Diese Rede ist nicht etwa sechs Wochen alt, sondern 64 Jahre. Gehalten hat sie Joseph Meurice, der belgische Minister für Außenhandel, vor dem Parlament in Brüssel am 24. April 1951.

Zur Vorgeschichte: 1925 hatte die griechische Regierung dem lütticher Stahlkonzern Ougrée-Marihaye einen Riesenauftrag zur Modernisierung der griechischen Eisenbahnen erteilt. Auftragsumfang 21 Millionen Golddollar, damals eine enorme Summe. Finanziert wurde das alles über einen Kredit des Stahlkonzerns, abgesichert durch eine griechische Staatsanleihe. 1932 stellten die Griechen die Zahlungen für die bereits gelieferten Lokomotiven, Schienen und Brücken ein. Die Stahlkocher wandten sich an die belgische Regierung, die die Griechen beim Internationalen Gerichtshof in Den Haag verklagte. Mit Erfolg. 1939 erging das Urteil, nach dem die Griechen noch fast 7 Millionen Golddollar zu zahlen hatten. Gezahlt haben sie trotzdem nicht.

Im November 1950 erfuhr man in Ougrée, dass Griechenland bei einer Bank in Brüssel 400 Millionen belgische Franken deponiert hatte und wandte sich an die Justiz, um eine Pfändung zu erreichen. Die Regierung stellte sich hinter dieses Ansinnen und trat als Nebenkläger in das Verfahren ein. Der Rest hätte eigentlich nur eine Formsache sein dürfen.

Herausgekommen ist stattdessen die erste ernsthafte Konfrontation zwischen Belgien und den USA nach dem zweiten Weltkrieg. Den Amerikanern war das alles nicht genehm und sie drohten Belgien mit der Einstellung der Hilfe aus dem Marshallplan. Der Regierung in Brüssel blieb nichts anderes übrig, als klein beizugeben. Gezahlt haben die Griechen bis heute nicht. 

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