In Belgien geht eine neue Affäre durch die Medien. Angefangen hat alles vor drei Wochen, als Serge Kubla von den wallonischen Liberalen und seit 30 (i.W. dreißig!) Jahren Bürgermeister von Waterloo in Untersuchungshaft genommen wurde. Es geht um Bestechungsgelder in Millionenhöhe und das mysteriöse Verschwinden eines Buchhalters in der Demokratischen Republik Kongo, zu der Belgien bis heute enge Beziehungen unterhält.
Kubla wird vorgeworfen, dem italienisch/schweizerischen Stahlkonzern Duferco dort etwas zu tatkräftig unter die Arme gegriffen zu haben. Zur Erinnerung: Duferco ist Eigentümer einer Reihe von Werken der belgischen Stahlindustrie, z.B Carsid in Charleroi und Teilen der ehemaligen Usines Boël in La Louvière, die allerdings seit Jahren stillgelegt sind.
Ursprünglich ging es um ein Hüttenwerk und Erzvorkommen im Kongo. Daraus wurde aber nichts und so hatte man bei Duferco beschlossen, sein Glück im Lotto zu versuchen. Also nicht etwa durch Ausfüllen eines Spielscheins - so etwas ist einem Konzern dieses Kalibers ein paar Nummern zu klein. Vielmehr wollte man im Kongo eine Lottogesellschaft gründen. In diesem Rahmen sind offenbar kongolesische Beamte massiv bestochen worden.
Serge Kubla hat die erste Nacht in Untersuchungshaft bereits so zugesetzt, dass er gleich am nächsten Tag umfassend ausgesagt hat. Über seinen Anwalt ließ er gegenüber den Medien erklären, er sei nur ein unbedeutender Nebendarsteller in diesem Krimi. Die großen Fische säßen woanders.
Zwei davon hat die belgische Justiz gestern an die Angel genommen. Es handelt sich dabei um Spitzenmanager von Duferco, nämlich Antonio Gozzi und Massimo Croci. Antonio Gozzi ist hierzublog wohlbekannt, denn er ist als Country Manager die Nummer Eins von Duferco in Belgien.
Pikant an der Sache ist, dass Gozzi und Croci freiwillig aus Italien angereist waren, um sich in Brüssel vernehmen zu lassen. Umso erstaunter waren sie, als anschließend die Handschellen klickten. Ihr Arbeitgeber Duferco gibt sich in einer Pressemitteilung mächtig verschnupft.
Kubla ist unterdessen als Bürgermeister von Waterloo zurückgetreten. Seine Nachfolgerin ist anlässlich ihrer Vereidigung bei der Würdigung seiner Verdienste glatt in Tränen ausgebrochen.
Von dieser ganzen Geschichte werden wir wahrscheinlich noch mehr hören. In der nächsten Folge geht es dann um die Beteiligung der Finanzierungsgesellschaft der Région Wallonne und den zwielichtigen Olligarchen mit Wohnsitz in Waterloo, der in Belgien auffallend schnell eingebürgert wurde.
Das Foto zeigt den Hochofen von Carsid in Charleroi. Damals, 2008, war er noch im Betrieb.
vor 1 Tag
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