Letzten Dienstag, am Tag vor der Verhandlung des Einspruchs der MFL vor dem britischen Appeals Court, hatten die üblichen Hitzköpfe von der Gewerkschaft Maritime Nord nichts besseres zu tun, als einen Streik vom Zaun zu brechen und einen halben Tag lang den gesamten Fährverkehr in Calais lahmzulegen. Das hat in London bestimmt einen ganz besonders guten Eindruck hinterlassen.
Jedenfalls wird ihre Strategie offensichtlich. Angeblich hat die Regierung die Absicht, MFL an DFDS zu verkaufen, und das gelte es auch diesmal um jeden Preis zu verhindern.
Der Staatssekretär für Verkehr Alain Vidalies hat gestern in einem Interview für die Voix du Nord deutlich erklärt, dass ein Verkauf an DFDS kein Thema sei, aber der ist laut Gewerkschafts-Oberschreihals Vercoutre sowieso ein Lügner.
Vielmehr soll die SCOP ihrer Meinung
nach die Schiffe selbst übernehmen. Ein tragfähiges Angebot haben sie
zwar bisher nicht vorgelegt. Wie auch? Aber als Schreckgespenst, um die
eigenen Schäfchen bei der Stange zu halten, taugt das Gerücht wohl immer
noch.
Zur Verhandlung in London am Mittwoch und Donnerstag ist nichts bekannt geworden, außer dass CMA, MFL und DFDS weiter auf ihren Positionen beharren. Das Urteil soll Ende des Monats verkündet werden und beide Seiten haben bereits angekündigt, bei einem für sie ungünstigen Ausgang Berufung beim High Court einzulegen.
Als mögliche Übernahmekandidaten für MFL will Bürgermeisterin Natacha Bouchard (UMP) neben der Deutschen Bahn und Sanef
(Betreibergesellschaft der nordfranzösischen Bezahlautobahnen) auch mit
Transdev (ex Veolia) gesprochen haben. Jacky Hénin (PC), ihr Vorgänger, schlägt vor, den Mitarbeitern der SCOP das Geld zu leihen, damit sie die Schiffe selbst kaufen können. Wo dieses Geld herkommen soll und wie sie das aus dem defizitären Fährgeschäft jemals zurückzahlen sollen, sagt er nicht.
Die Politik will Eurotunnel außerdem davon überzeugen, MFL nicht bereits Ende Juni abzuwickeln, wenn sich bis dahin noch kein Käufer gefunden hat.
Parallel dazu versucht die französische Regierung, die Wettbewerbskommissarin der EU in die Sache hineinzuziehen. Für den Fall, dass die Wettbewerbsbehörden zweier EU-Länder in einer Angelegenheit widersprüchliche Entscheidungen treffen, sei auf EU-Ebene nichts vorgesehen, und das sei ein völlig inakzeptables Vakuum.
Es bleibt also weiterhin spannend.
vor 1 Tag
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen