Am 9. Dezember passiert das, womit schon niemand mehr gerechnet hatte. Über fünf Jahre später als vorgesehen fährt der erste Fyra-Hochgeschwindigkeitszug eines Konsortiums von NS, KLM und SNCB planmäßig von Brüssel über Antwerpen und Rotterdam nach Amsterdam. Das ist gleichzeitig das Ende der herkömmlichen Benelux-Züge.
Die Geschichte dahinter hat längst epische Ausmaße angenommen. Eigentlich hätte das alles schon 2007 fahren sollen. Doch beim italienischen Hersteller AnsaldoBreda gab es Probleme mit dem Triebwagen des Typs V250, vor allem mit der Software für das neue Zugsicherungssystem ETCS und der Geräuschentwicklung. Auch ein weiterer Termin 2009 konnte nicht gehalten werden.
Unterdessen stand das Konsortium vor einem Dilemma. Am liebsten hätten sie AnsaldoBreda ihren Murks im Pininfarina-Design komplett zurückgegeben. Dann wäre der Hersteller aber sofort in die Pleite gerasselt und sie hätten mit völlig leeren Händen da gestanden. Ein ähnliches Drama hatte es schon viel früher bei der in den 80er-Jahren neu gebauten Stadtbahn in Manchester gegeben. Da war der gesamte Fuhrpark zur Nachbesserung nach Italien zurück gegangen.
So hatten sie erst einmal herkömmliche E-Loks angemietet und Reisezugwagen der NS im Fyra-Design umlackiert, um überhaupt den Betrieb in Eigenregie aufnehmen zu können. Nach wie vor natürlich nicht mit Hochgeschwindigkeit.
Reisende nach Den Haag (immerhin Regierungssitz), Dordrecht und Roosendaal werden künftig länger unterwegs sein. Denn dort hält der Fyra nicht mehr. Wer dahin will, muss sich mit Bummelzügen begnügen und mehrmals unsteigen.
Schöne neue Eisenbahnwelt. Aber Hauptsache, das ist jetzt endlich alles liberalisiert.
Foto: Wiki05, public domain, Wikimedia
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