Schon seit November 2017 kursieren Gerüchte über eine Wiederaufnahme des Fährbetriebs zwischen Ostende und Ramsgate. Angeblicher Betreiber sollte eine Seaborne Freight Limited aus England sein. Passiert ist bis heute nichts, und der ursprünglich vorgesehene Termin, März 2018, ist immer wieder verschoben worden.
In den verschiedenen Internetforen zum Thema Kanalfähren ist das seither ein Dauerbrenner. Alles fragt sich, mit welchen Schiffen die überhaupt fahren wollen. Mehrfach ist die Nord-Pas-de-Calais erwähnt worden, die aktuell als Andalus Express zwischen Spanien und Gran Canaria im Einsatz ist und kaum abkömmlich sein dürfte. Auch zu den übrigen zwei der angeblich drei vorgesehenen Schiffe herrscht nach wie vor großes Rätselraten, zumal die Anzahl der möglichen Kandidaten äußerst überschaubar ist.
Seit einigen Tagen hat das Thema nun auch die breite Öffentlichkeit erreicht.
Denn jetzt, da die Gefahr eines unkontrollierten Brexit immer näher rückt, wird die britische Regierung panisch. Wenn in Dover und Calais von Heute auf Morgen wieder Zollkontrollen eingeführt werden müssten, würde es auf beiden Seiten kilometerlange Staus geben. Aus früheren Störungen des Fährbetriebs weiß man aber, dass dafür in Dover kein Platz ist.
Und so hat der britische Verkehrsminister, Chris Grayling, viel Geld in die Hand genommen, um neben Calais-Dover zusätzliche Kapazitäten auf anderen Verbindungen über den Kanal zu schaffen. Drei Reedereien sollen mit insgesamt 108 Millionen Pfund subventioniert werden, um diese Kapazitäten zu schaffen: DFDS, Brittany Ferries und... Seaborne Limited.
Allein, Seaborne hat bis heute weder ein einziges Schiff noch irgendwelche Referenzen oder Erfahrungen im Fährbetrieb, nicht einmal einen richtigen Firmensitz, sondern gibt als einzige Anschrift die ihres Anwalts an, soll aber 13,8 Millionen Pfund erhalten oder sogar schon erhalten haben.
Doch, meint der Verkehrsminister, das sei alles völlig in Ordnung und gehe durchaus mit rechten Dingen zu. Beamte seines Ministeriums und externe Berater hätten eine umfangreiche Due-Diligence-Prüfung durchgeführt. Dass dies alles zudem ohne jede Ausschreibung passiert ist, sei halt der Dringlichkeit geschuldet.
Seit vorgestern geht das Thema in die nächste Runde. Einige Leute hatten sich die Allgemeinen Geschäftsbedingungen auf der Website von Seaborne Freight einmal näher angesehen. Die sind zwar seither geändert worden, waren vor zwei Tagen aber noch eindeutig für einen Pizzabringdienst oder etwas ähnliches formuliert. So wurde ausdrücklich erklärt, was jedem droht, der aus Jux fingierte Bestellungen aufgeben würde.
Wer die britische Presse kennt, kann sich den Spott, der seither über dem Minister ausgegossen wird, sicher gut vorstellen.
vor 14 Stunden
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