Heute vor 100 Jahren ist aus Schloss Laeken in Brüssel ein Konzert für die belgische Königin Elisabeth per Radio übertragen worden. Von da an wurde bis zum Ausbruch des ersten Weltkriegs jeden Samstag ein weiteres Konzert gesendet. Diese Sendungen sind die ersten regelmäßigen Rundfunksendungen in Europa gewesen.
1911 war in einem Wirtschaftsgebäude im Park von Schloss Laeken ein leistungsfähiger Längstwellensender für die radiotelegrafische Kommunikation mit dem Kongo errichtet worden. Die Initiative dazu ging von König Albert 1. aus, der auch die Finanzierung übernahm.
Er und Königin Elisabeth waren an den Versuchen selbst sehr interessiert. Die Königin hatte ein eigenes Empfangsgerät und hatte sich die technischen Grundlagen sowie das Morsealphabet beibringen lassen, um z.B. die
Zeitzeichensendung vom Eifelturm in Paris empfangen zu können.
1914 wurde der italienischer Ingenieur Marzi damit beauftragt, ebenfalls in Laeken einen Sender für Telephonie zu bauen. Mit diesem Sender wurde am 28. März 1914 das Konzert gesendet. Es konnte in einem Umkreis von rund 65 km empfangen werden.
Zu dieser Zeit gab es in Belgien ganze 26 Empfänger.
Alle Sendeanlagen wurden im August desselben Jahres zerstört, um sie nicht in die Hände der in Brüssel einmarschierenden deutschen Truppen fallen zu lassen.
Richtig begonnen hat der regelmäßige Hörfunk auch in Belgien erst in den 20er Jahren, damals mit Radio Belgique - heute würde man sagen einem Privatsender - der vom größten Hersteller von Rundfunkgeräten, der Firma SBR (Société Belge Radio-Electrique), betrieben wurde, um den Verkauf der Geräte anzukurbeln.
Anfang der 30er Jahre wurde dann das staatliche Institut National de la Radio, das INR, gegründet, aus dem später die heutigen Sendeanstalten RTBF für die Wallonie und VRT für Flandern hervorgegangen sind.
Es gibt augenblicklich zwei Ausstellungen zum Thema in Belgien - eine in Brüssel und eine in Leuven.
Das Bild zeigt ein belgisches Radiogerät aus den frühen 50er Jahren. Hersteller war die bereits erwähnte Firma SBR, die zu dieser Zeit Luxusversionen ihrer Geräte unter der Marke FNR der von ihr übernommenen Fabrique Nationale Radioéléctrique verkaufte. Die einfachere SBR-Version hatte kein magisches Auge und statt der goldfarbenen eine beige Front.
vor 1 Tag
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