Wir erinnern uns: Vor zwei Jahren hat P&O von heute auf morgen den gesamten Besatzungen der Fähren gekündigt und sie durch Billigkräfte einer maltesischen Agentur ersetzt. Die Seeleute - hauptsächlich aus Indien, den Philippinen und Malaysia - arbeiten seither für Stundenlöhne von ca. 5 Euro, also weit unterhalb des britischen und französischen Mindestlohns.
Damals war das Geschrei in der britischen Politik und der Presse groß. P&O wurden schlimmste Konsequenzen angekündigt und der CEO sollte abgesetzt werden. Der sitzt mit einem Jahresgehalt von über 300.000 Pfund weiter auf seinem Chefsessel und auch sonst ist auf der britischen Seite schlichtweg nichts passiert.
Weithin unbeachtet operierte Irish Ferries damals schon länger in derselben Gesetzeslücke.
Vergangene Woche sind die Arbeitsbedingungen bei P&O öffentlich geworden. Bis zu 17 Wochen Dienst in 12-Stunden-Schichten ohne einen einzigen freien Tag, bevor es wieder an Land geht. Zustände wie auf einer phoenizischen Galeere!
Damit ist nun Schluss. Der für Meeresangelegenheiten zuständige französische Staatssekretär Hervé Berville hat gestern die Durchführungsverordnung unterzeichnet, nach der für alle Schiffe, die mindestens 120 mal im Jahr einen französischen Hafen anlaufen, ungeachtet der Flagge, unter der sie fahren, die französischen Vorschriften zu Mindestlohn und Arbeitszeiten gelten: 11,65 Euro pro Stunde und die Einsatzdauer an Bord darf nicht länger als die freie Zeit an Land sein.
Betroffen sind P&O sowie Irish Ferries. Die Schiffe von DFDS und Brittany Ferries laufen, mit Ausnahme der Dünkirchener Fähren, unter französischer Flagge und unterliegen seit jeher den dortigen Bestimmungen.
Man darf gespannt sein, was sich P&O als nächstes einfallen lässt und wann die Iren im Kanal ihren Krempel einpacken.
Calais (F-62), 5.4.2010 - Pentax K-7, SMC-M 2/35 mm
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