Und gleich noch ein kleiner linguistischer Exkurs. Il y a de l'eau dans le gaz sagen die Frankophonen - es ist Wasser im Gas - wenn im Haushalt dicke Luft oder Zoff ist, dass alle die Köpfe einziehen und die Luft anhalten.
Der Ursprung dieser Redensart liegt im späten 19. bis zur Mitte des letzten Jahrhunderts. Damals wurde in den Haushalten mit Stadtgas gekocht und zu Beginn auch beleuchtet.
Stadtgas deshalb, weil es aus der städtischen Gasanstalt kam, einer Sonderform der Kokerei, in der per Kohledestillation Gas erzeugt wurde. Dieses Gas war nicht nur giftig und explosionsgefährlich, es enthielt auch gewisse Mengen an Wasserdampf.
Je nach Umgebungstemperatur konnte es dazu kommen, dass dieses Wasser in den Rohren kondensierte und tröpfchenweise an den Brennern des Herds austrat. Das verursachte spuckende und fauchende Geräusche und konnte im ungünstigsten Fall dazu führen, dass die Flamme erlosch und das Gas unbemerkt in die Küche strömte, bis es zum großen Knall kam. Man konnte also nicht vorsichtig genug sein.
Mit der Umstellung unserer Gasversorgung auf Erdgas hat dieser Spuk ab den 1960er Jahren ein Ende gefunden.
Seit einigen Tagen hat der Spruch jedoch eine ganz neue Aktualität gewonnen. Die dicke Luft und die Angst vor dem großen Knall sind zurück wie in alten Zeiten, auch wenn aus dieser Leitung vor lauter Wasser wohl nie mehr Gas strömen wird. La Libre aus Brüssel hat eine passende Karikatur dazu.
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