Dienstag, 9. September 2014

Britische Asylpolitik nach dem Sankt-Florians-Prinzip

In Calais ist es letzte Woche erstmals zu einem Massenansturm von Migranten auf den Fährhafen gekommen. In Szenen, die an die Bilder aus der spanischen Exklave Melilla erinnern, haben sie den Zaun überwunden und wären fast schon auf die ersten Fähren gelangt, wenn die Besatzung nicht schnell noch die Laderampen hochgezogen hätte.

Dieses Problem könne man nun lösen, hat der britische Minister für Einwanderung am Wochenende im Sunday Telegraph in einem Artikel angekündigt. Man werde Calais den Zaun schenken, mit dem letzte Woche der Nato-Gipfel in Newport gesichert worden war. 20 km lang und über 3 m hoch. Damit soll der angeblich völlig inadäquate jetzige Zaun ersetzt werden.

Die Einwohner von Calais, die sich mit dem Elend der Migranten in ihrer Stadt seit Jahren allein gelassen fühlen, überlegen noch, ob sie das als Verarschung oder als glatte Provokation empfinden wollen. 

Nachtrag, 15.45 Uhr: Natacha Bouchart, die Bürgermeisterin von Calais, hat unterdessen gedroht, man könne den Zaun auch nutzen, um den ganzen Hafen zu sperren, wenn die Briten nicht bald etwas unternähmen, um dem Ansturm auf ihr Land ein Ende zu bereiten. 

Frankreich wirft Großbritannien schon länger vor, es illegalen Einwanderern, wenn sie einmal im Land wären, zu einfach zu machen und die Migrantenströme in Calais damit erst anzuziehen. Wenn man bedenkt, dass viele der Migranten auf dem Weg bis Calais ein halbes Dutzend EU-Länder durchquert haben, ohne dort unterzutauchen oder Asyl zu beantragen, weil sie partout nach England wollen, muss da wohl etwas dran sein.

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